Winter am Niederrhein: Worauf sollten Autofahrer achten? Der ADAC gibt Tipps!
Veröffentlicht: Montag, 12.12.2022 07:07
Die Nächte werden immer eisiger in Krefeld und im Kreis Viersen - das heißt: die Straßen werden glatter, wir müssen unsere Autos freikratzen und die Gefahr der Unfälle steigt. Der ADAC Nordrhein hat deshalb Tipps, wie wir uns darauf vorbereiten können und worauf wir in der kalten Jahreszeit achten müssen. Wir haben sie Euch hier zusammengefasst.

Enteisungs-Tipps:
- Vor dem Losfahren muss das Auto komplett von Schnee und Eis befreit werden. GUCKLOCH REICHT NICHT. Also auch die Außenspiegel, das Dach, Kennzeichen sowie Scheinwerfer und Blinker frei machen. Das sorgt für uneingeschränkte Sicht und verhindert zudem, dass andere Verkehrsteilnehmer durch herabfallenden Schnee oder Eisstücke gefährdet werden. Wer sein Autodach nicht freiräumt, muss 25 Euro zahlen, verdeckte Scheinwerfer oder Blinker kosten zehn Euro. Ist das Kennzeichen nicht erkennbar, werden fünf Euro Strafe fällig.
- Beim Kratzen nicht mit zu viel Druck hin und her kratzen, sonst wirken Schmutzpartikel wie Schmirgelpapier.
- Die Scheiben mit heißem Wasser zu enteisen, ist keine gute Idee. Es besteht die Gefahr, dass die vereisten Scheiben aufgrund des Temperaturunterschieds Risse bekommen oder sogar springen. Zudem gefriert das Wasser auf der Scheibe wieder, sobald sie erkaltet.
- Generell gilt: Den Motor beim Eiskratzen und Schneefegen nicht im Stand laufen lassen. Wer es dennoch tut, verursacht unnötigen Lärm, Abgase und riskiert ein Bußgeld.
- Extra-Tipp: Nach dem Eiskratzen im Auto nicht sofort die Klimaanlage und Lüftung voll aufdrehen, sondern Schritt für Schritt warmwerden lassen. Wenn kalte Scheiben unmittelbar heiße Luft abkriegen, können diese im schlimmsten Fall platzen.
Um bei Minusgraden nicht vor zugefrorenen Türen zu stehen, können Tür- und Heckklappengummis mit speziellen Pflegemitteln wie „Gummipflegern“ oder Silikonölen behandeln werden. Das ist aber nicht bei allen Türgummis notwendig. Von dem Einsatz von Vaseline oder Hirschtalg rät der ADAC Nordrhein ab. Türschlösser, die bei älteren Modellen dazu neigen, zuzufrieren, können mit Universalspray oder anderen nicht harzende Öle besprüht werden. Ansonsten hilft ein Türschlossenteiser. Der sollte natürlich außerhalb des Autos aufbewahrt werden.
Wenn die Scheiben des Autos von innen beschlagen. Was hilft dagegen?
- So wirklich perfekt hilft dagegen nichts.
- Wir empfehlen von innen mit einem Geschirrtrockentuch oder Microfasertuch die Scheibe zu reinigen.
- Ein No-Go: Kondenswasser mit dem Ärmel des Pullis oder der Hand wegwischen, sonst sieht man oft weniger als vorher.
- Man kann auch Klimaanlage auf mal kurz auf die Windschutzscheibe stellen.
Vor dem Losfahren…
- Der ADAC Nordrhein empfiehlt bei Schneechaos und glatten Straßen, Autofahrten zu vermeiden und zuhause zu bleiben.
- Wer trotz extremer Witterungsbedingungen ins Auto steigen muss und auf die Fahrt nicht verzichten kann, sollte generell längere Fahrzeiten einplanen und sich vorab ein Bild von der aktuellen Verkehrs- und Staulage machen. So ist man ohne Zeitdruck entspannter unterwegs.
- Diese Dinge gehören im Winter ins Auto: Handfeger, Eiskratzer, Abschleppseil, Starthilfekabel, Decke, Abdeckfolie für die Windschutzscheibe, Ersatz-Scheibenwaschzusatz für den Winter, 12-V-Ladegerät für das Mobiltelefon (Akkus entleeren sich bei niedrigen Temperaturen schneller), Handschuhe, Taschenlampe und auf längeren Fahrten eine Thermoskanne mit heißem Tee (in alpinen Gegenden zusätzlich Schneeketten, Klappspaten, etwas Streusplit/Sand
Auto winterfit machen, dazu gilt generell auch:
o Kühlerfrostschutz prüfen. Das Frostschutzmittel sollte das Kühlsystem auch bei -25 Grad Celsius vor Eis schützen.
o Für das Wischwasser in der Scheibenwischanlage empfehlen wir ein fertiges Gemisch aus Frostschutz und Scheibenreiniger, der Temperaturen von mindestens -15 Grad standhält
Winterreifen…
- Sofern noch nicht erledigt, sollte man sich dringend um den Reifenwechsel kümmern, um bei kälteren Temperaturen, Nässe, Schnee und Eis sicheren Grip zu haben.
- Wenn sich die Temperaturen der 0-Grad-Marke nähern, Reif- oder Eisglätte beginnt, Schnee, Schneematch dazu kommen, gilt in Deutschland die situative Winterreifenpflicht. Wer bei solchen Verhältnissen dann noch mit Sommerreifen unterwegs ist, gefährdet sich und andere, zudem drohen Bußgelder und Punkte in Flensburg.
Jacke im Auto anlassen soll man nicht. Warum?
- Gerade im Winter ist die Verlockung groß, beim Einstieg ins kalte Auto die dicke Jacke anzulassen. Doch das kann schlimme Folgen haben.
- Ein ADAC Crashtest belegt: Wenn der Gurt nicht eng am Körper anliegt, schneidet er beim abrupten Bremsen tief in den Bauchraum ein. Das kann schwerwiegende Verletzungen verursachen, und zwar schon bei Unfällen oder Bremsmanövern mit geringer Geschwindigkeit.
- Der ADAC Nordrhein rät deshalb, die Winterjacke vor Fahrtantritt unbedingt auszuziehen. Besonders wichtig: Auch Kinder sollten ohne Jacke in ihrem Sitz angegurtet werden, so dass der Beckengurt die Oberschenkel (bei Erwachsenen die Hüftknochen) eng umspannt.
- ADAC Tipp: Gegen die Kälte hilft eine Decke oder aufgelegte Jacke. Ist keine Decke zur Hand, sollte die Jacke aufgemacht und der Gurt direkt am Körper entlang geführt werden.
Was ist in Sachen Fahrverhalten zu beachten?
- Auf nassen, vereisten oder verschneiten Straßen sollte man besonders vorsichtig und vorausschauend fahren.
- Die Geschwindigkeit den Witterungsbedingungen anpassen und einen größeren Abstand als den sonst empfohlenen „halben Tacho“ einhalten.
- Auch wichtig: den Verkehrsfluss davor im Auge haben, sanft bremsen und lenken sowie die den Verkehr im Rückspiegel beobachten. Achtung: Abrupte Manöver können zum Ausbrechen und Rutschen des Wagens führen!
- Wer ein Gefühl für die veränderten Straßenverhältnisse bekommen möchte, kann eine kurze Bremsprobe durchführen, wenn es die Verkehrssituation gefahrenfrei zulässt.
- Wer trotz angepasster Fahrweise plötzlich ins Rutschen gerät, sollte laut ADAC Nordrhein vier Dinge tun: Fuß vom Gaspedal nehmen, auskuppeln, gefühlvoll gegenlenken und bremsen. Mit ein paar Stundenkilometern weniger lässt sich das Auto oft schon wieder besser kontrollieren. Reagiert das Fahrzeug nicht mehr, hilft nur eine Vollbremsung. Grundsätzlich gilt: Wer langsam fährt, kann dadurch die Rutschgefahr reduzieren.
- Grundsätzlich zieht sich der Bremsweg auf einer vereisten Straße deutlich länger als auf trockenem Asphalt: Bei einer Vollbremsung aus einer Geschwindigkeit mit 50 km/h kommt das Auto auf Eis nach 100 Metern zum Stehen, bei trockenem Untergrund nach elf Metern
Fahren bei Blitzeis – Was muss ich tun?
- Blitzeis oder Eisregen entsteht, wenn Regen oder Nebel auf eine gefrorene Fahrbahn treffen. Die Folge: Das Wasser gefriert sofort und bildet eine harte, glasige, zusammenhängende Eisschicht. Dadurch ist die Haftung zwischen Reifen und Straße gleich null – auch Antiblockiersystem (ABS), Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) oder Ketten helfen nicht mehr, wenn Blitzeis die Straße zur Rutschbahn macht.
- Oft entsteht Blitzeis an Tagen mit schwankenden Temperaturen um den Gefrierpunkt: Durch das wechselnde Tauen und Frieren ändert sich die Fahrbahnbeschaffenheit ständig.
- ADAC Tipp: Autofahrer sollten sich daher rechtzeitig vor Fahrtantritt über die aktuellen Straßenverhältnisse informieren. Wird vor Blitzeis oder Eisregen gewarnt, ist es besser, das Auto stehen zu lassen. Wer unterwegs vom Eisregen überrascht wird, sollte lieber eine Pause einlegen und dort im Zweifel auf den Streudienst warten
Thema Beleuchtung: Bei schlechter Sicht gilt Lichtpflicht. Mein Auto schaltet sowieso automatisch das Tagfahrlicht ein. Reicht das?
- Das reicht nicht. Wenn nur das Tagfahrlicht aktiviert ist, fehlen in der Regel die Rückleuchten. Das eigene Auto wird so bei Schneetreiben oder diffusem Licht im Winter vom nachfolgenden Verkehr kaum wahrgenommen. Bei schlechter Sicht muss entsprechend der Straßenverkehrsordnung deshalb auch am Tag das Abblendlicht eingeschaltet werden. Wichtig: Bei schwierigen Lichtverhältnissen schaltet das Fahrzeug nicht immer automatisch das Abblendlicht ein, deshalb lieber manuell das Abblendlicht einschalten. Tagfahrlicht ist nur bei klarer Sicht ausreichend.
- Viele Autofahrer verlassen sich auch in der dunklen Jahreszeit auf die Lichtautomatik, die das Abblendlicht selbstständig aktiviert. Doch Vorsicht: Aufkommende Nebelbänke erkennt der Lichtsensor teilweise nicht. Deshalb das Abblendlicht am besten manuell anschalten, um die eigene Sicht zu verbessern.
- Wenn die Sichtweite z.B. durch Nebel oder Regen weniger als 150 Meter beträgt, können die Nebelscheinwerfer helfen. Die Nebelschlussleuchte wiederum darf inner- wie außerorts nur bei Nebel und einer Sichtweite unter 50 Metern eingeschaltet werden. Haben sich die Sichtverhältnisse wieder gebessert, das Ausschalten nicht vergessen, sonst blendet man andere Verkehrsteilnehmer.
Wie lange halten Elektroautos im Stau durch?
- Wer mit seinem Elektroauto für Stunden oder sogar über Nacht bei Minustemperaturen im Stau steht, muss nicht „erfrieren“. Der ADAC hat die Akkukapazität zweier Elektroautos unter realistischen Bedingungen getestet. Bei Temperaturen zwischen -9 und -14 Grad Celsius wurden ein Renault ZOE Z.E. 50 und ein VW e-up mit einer Innenraumtemperatur von 22 °C, aktiver Sitzheizung sowie Standlicht über Nacht abgestellt. Das Ergebnis: Nach 12 Stunden waren beim Renault Zoe etwa 70 Prozent und beim VW e-up etwa 80 Prozent des Akkus verbraucht.
- Mit einem Elektroauto im Stau darf die Heizung also auch bei eisiger Kälte problemlos mehrere Stunden auf Wohlfühltemperaturen laufen. Ausschlaggebend dabei ist natürlich, wie voll die Batterie zu Staubeginn ist.
- ADAC Tipp: Der ADAC Nordrhein empfiehlt daher, bei längeren Fahrten mit frostigen Temperaturen unbedingt nur mit einem voll aufgeladenen Akku loszufahren – genau wie Verbrennern mit einem vollen Tank. Auch bei kürzeren Fahrten sollte der Akku ausreichend geladen sein, die Reichweite von E-Autos reduziert sich in Abhängigkeit der winterlichen Einflüsse um etwa 10 bis 30 Prozent.
Häufigster Grund für Unfälle im Winter…
- Überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit
- Die Geschwindigkeit muss immer den herrschenden Witterungsverhältnissen angepasst werden. Auch wenn es vor Ort ein explizites Tempolimit gibt, dürfen Autofahrende bei Schneefall oder vereisten Straßen immer nur so schnell fahren, dass sie ihr Fahrzeug beherrschen. Laut StVO ist die Geschwindigkeit insbesondere den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen anzupassen. Das kann also, je nach Umständen, auch langsamer als gesetzlich erlaubt sein.
- Weiteres Problem: viele noch Sommerreifen drauf