Unser Klima - Die große Klimawoche bei Welle Niederrhein

Alle Welt spricht über ein Thema: Unser Klima. Aber wie sieht es hier bei uns vor der Haustür am Niederrhein aus? Wir schauen uns Klimawandel, Klimaschutz und Klimapolitik in Krefeld und im Kreis Viersen an.

Die Klimaschutzkonzepte am Niederrhein

Klimaschutz nach Plan

Klimanotstand - dieses Wort geistert seit dem Sommer durch deutsche Städte. Als landesweit erste Stadt hat auch Tönisvorst im Sommer 2019 den Klimanotstand ausgerufen, Krefeld hat nachgezogen. Das Thema "Klima", was jahrelang stiefmütterlich behandelt wurde, ist zur Chefsache geworden. Folge sind die Klimaschutzkonzepte, die aktuell wie Pilze aus dem Boden schießen und die Klimaziele der Städte und Gemeinden festlegen.

Anfang November hat Krefeld sein Programm vorgestellt. Unter dem Namen "KrefeldKlima 2030" sind über 70 Klimaschutzmaßnahmen zusammengetragen worden. Dazu kommt in den kommenden Monaten noch der Verkehrsbereich, der noch keine Maßnahmen beschlossen hat.

Der Klimaschutz betrifft alle Krefelder - das ist die Botschaft des Krefelder Klimaplans. Dementsprechend werden die Krefelder die Maßnahmen mitbekommen. Vorgärten sollen nicht mehr nur aus grauen Steinen bestehen, sondern begrünt werden. Auch bei Neubauten sollen außerdem sogenannte Pocket Parks entstehen, also kleine Parks, die nicht nur als grüne Oase dienen, sondern im Sommer auch kühlen.

© Pixabay
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Klimaschutz vs. Klimafolgenanpassung

Mittlerweile geht es in den Klimaschutzkonzepten der Städte und Gemeinden am Niederrhein nicht mehr nur um den Klimaschutz, sondern auch um die bereits bestehenden Folgen. In Krefeld sollen beispielsweise Trinkwasserspender an einigen Straßen stehen, um bei Hitze für Erfrischung zu sorgen. Die Stadt rechnet dementsprechend mit weiteren Dürresommern wie 2018 und 2019.


Darauf bereitet sich auch der Kreis Viersen vor. Hier gibt es die Klimaschutzkonzepte schon länger, was aber nicht heißt, dass die Pläne fertig sind. Immer wieder müssen die Maßnahmen angepasst werden, beispielsweise auf aktuelle Fördergelder von Land und Bund. Die meisten Städte und Gemeinden im Kreis Viersen haben in den letzten Jahren viele Schulen und Kindergärten energetisch saniert. Straßenlaternen wurden auf LED-Lichter umgerüstet, die Verwaltungsgebäude werden mit Pellets-Heizungen beheizt und mit Solarstrom versorgt. Kleine Maßnahmen, die viel bringen.


Um auch größere Projekte anzugehen, hat sich vor einigen Jahren die Klima-Allianz gebildet. Mitglieder sind die Klimaschutzmanager des Kreises Viersen, der Gemeinde Brüggen und der Städte Nettetal, Willich und Viersen. Mit vereinten Kräften wurden in den letzten Jahren beispielsweise Vortrags- und Inforeihen auf die Beine gestellt, die eine Kommune alleine nicht hätte stemmen können. So wurde das Thema E-Mobilität oder Energie sparen weit über Stadtgrenzen hinaus transportiert.

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Die Klima-Allianz im Kreis Viersen ist auch Vorbild für andere Kreise am Niederrhein. Der Kreis Kleve hat nach einem Workshop mit der Viersener Allianz einen ähnlichen Bund gegründet.

Ein Vorreiter ist außerdem die Stadt Viersen: Als erste Kommune in Krefeld und im Kreis Viersen hat der Rat hier ein ganz konkretes Ziel ausgerufen: Klimaneutral bis 2035. Das bedeutet, dass der CO2-Ausstoß pro Kopf auf maximal zwei Tonnen gesenkt werden soll. Aktuell liegen die Niederrheiner bei neun bis zehn Tonnen CO2 pro Kopf. Ein engagiertes Ziel - wie es erreicht werden soll, ist allerdings noch nicht bekannt. Im Frühling sollen die ersten Sofortmaßnahmen vorgestellt werden.

Die Landwirte am Niederrhein

Das Klima als Existenzgrundlage

Keine Berufsgruppe ist so unmittelbar vom Wetter betroffen wie die Landwirte am Niederrhein. Viele leiden noch immer unter den letzten beiden, sehr trockenen Jahren. Sogar Futterpflanzen wie Mais mussten beregnet werden, sonst bildeten sie wegen der andauernden Hitze beispielsweise keine Kolben aus. Auch die Weizenbauern am Niederrhein haben zu kämpfen: Das Weizen wird relativ spät geerntet - in einem Sommer wie 2018 oder 2019 zu spät. Mittlerweile setzen die Bauern deshalb eher auf Gerste, die drei Wochen früher geerntet wird und so noch gerettet werden kann.

Zu den teuren Bewässerungen und mittelmäßigen Ernten kommen Hagel- und Sturmschäden von den Unwettern, die in den letzten Jahren spürbar zugenommen haben. Was allerdings nicht steigt, ist der Preis von Getreide, Obst und Gemüse. Fällt die Ernte schlechter aus, wird eben Ware importiert, erklärt die Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen. Eine schlechte Grundstimmung herrscht schon lange unter den Bauern. Die Klimapolitik der Bundesregierung hat das Fass zum Überlaufen gebracht.

Klimapolitik treibt Landwirte auf die Straße

Die Bauern am Niederrhein fühlen sich missverstanden. Klimaschutz sei ihnen sehr wichtig und in der Landwirtschaft elementar, sagt Paul Küskens von der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen. Aber statt von der Regierung eingebunden zu werden, gibt es immer nur neue Verbote. Vor allem die Pflanzenschutzverbote kämen einer Enteignung gleich, meint Küskens. Dagegen protestieren die Bauern: Ende Oktober sind viele Bauern vom Niederrhein zu einer großen Demo nach Bonn gefahren. Ende November ist eine Kundgebung in Berlin geplant, zu der auch Paul Küskens mit seinen Kollegen fahren will.

Bauern können Klimaschutz

Das Ziel der Bauern ist vor allem eins: Das Klima schützen - aber zu einem fairen Preis. Beispielsweise könnte die Regierung eine Pauschale für Blühstreifen einführen, schlägt Paul Küskens vor. Wenn der Preis stimmt, würden bestimmt viele Bauern ein Teil ihrer Fläche zur Verfügung stellen. Wie das funktionieren könnte, zeigt Küskens mit einem eigenen Projekt in seiner Heimat Niederkrüchten.

Bunte Felder 2020 ©
Bunte Felder 2020
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Unter dem Namen "Bunte Felder 2020" können Niederrheiner mit einer kleinen Spende eine Patenschaft für einen Quadratmeter Acker übernehmen, auf dem die kommenden drei Jahre nur Wildblumen wachsen dürfen. Ein neues Zuhause für viele Insekten, eine Erholung für den Boden und eine Augenweide für alle, die an der Wiese vorbei fahren.

https://www.rheinische-kulturlandschaft.de/themen-projekte/kulturlandschaft-erhalten-und-foerdern/bunte-felder-2020/

Wir für den Klimaschutz

Lokale Klima-Projekte

Klimaschutz fängt im Alltag an, zum Beispiel beim Verzichten auf die Plastiktüte. Wie so oft vergessen wir aber dann häufig doch unseren Beutel Zuhause und um alles irgendwie nach Hause zu bekommen, nehmen wir dann die Plastiktüte.

Genau dieses Problem sollen die Boomerang-Bags lösen. Die Idee kommt aus Australien und ist so einfach wie genial: Aus Stoffresten werden Taschen genäht, die Kunden dann statt Plastiktüten mitnehmen können und beim nächsten Einkauf zurückgebracht werden können. Diese Idee ist am Niederrhein eingeschlagen. Zuerst gab es die Boomerang-Bags in St. Tönis, seit Ende August auch in Hüls.

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Mittlerweile sind in Hüls 1.300 Boomerang-Bags genäht und einsatzbereit. Genäht werden die Taschen vom ganzen Ort: Seniorenheime, Schulen, Workshops. Auch von außerhalb bekommen die Gründer Pakete mit Stoffen und Kordeln, beispielweise aus dem Münsterland, wo es die Aktion noch nicht gibt.

Kleine Klimaschützer

Schon die jüngsten Niederrheiner wissen mittlerweile, wie wichtige Energie sparen und CO2 einsparen ist. In vielen Schulen und sogar Kindergärten in Krefeld und im Kreis Viersen gibt es mittlerweile Klimaschutz-Workshops. Ein Prinzip, das aufgeht, berichten die Klimaschutzmanager. In St. Tönis konnte im Schulzentrum Corneliusfeld erheblich Energie eingespart werden. In Brüggen haben sich die Grundschüler sogar eine ganz eigene Aktion ausgedacht: Wer sich nicht mit dem Auto zur Schule bringen lässt, sondern Bus, Bahn oder Fahrrad nutzt, bekommt einen Stempel. Diese Aktion ist jetzt mit dem Klimapreis der Energiefirma innogy ausgezeichnet worden.

VHS for Future

Am Anfang steht das Informieren. Das übernimmt am Niederrhein auch in Sachen Klimaschutz die Volkshochschule Krefeld. Hier startet das bereits 3. Semester unter der Überschrift Klima-Umwelt-Nachhaltigkeit. Schon im Sommer gab es eine Reihe von Vorträgen und Info-Abenden zu allen möglichen Themen: Klimaneutral Wohnen, E-Mobilität oder Wildblumenwiesen - über so gut wie alles konnten die Krefelder sich ganz genau informieren. Für das kommende Jahr sind jetzt Veranstaltungen rund um das Thema Heizen, Sonnenenergie und Wassergewinnung geplant.