Kreis Viersen: FDP-Politiker Eric Scheuerle im Gespräch
Veröffentlicht: Freitag, 31.01.2025 12:13
Die Bundestagswahl rückt immer näher und wir wollen Euch die Kandidaten aus Krefeld und dem Kreis Viersen vorstellen. So könnt Ihr Euch ein besseres Bild machen, wen Ihr am 23.02.2025 mit Eurer Erststimme wählen wollt.

Eric Scheuerle ist 25 Jahre alt und tritt als Direktkandidat für die FDP im Kreis Viersen an. Scheuerle ist in Stuttgart geboren und mit zwei Jahren nach Viersen gezogen und auch großgeworden. Er hat Sozialwissenschaften und Sozioökonomie studiert. Seit zwei Jahren arbeitet er in einem Energieunternehmen. Scheuerle spielt schon über 20 Jahre Hockey und engagiert sich aktiv in den Ausschüssen für Stadtentwicklung, Klima, Umwelt sowie Land- und Forstwirtschaft.
Unsere Fragen an Eric Scheuerle
Ihr Lieblingsort im Kreis Viersen
„Mein Lieblingsort im Kreis Viersen ist der Hohe Busch. Das ist direkt in Viersen bei uns das zentrale Naherholungsgebiet. Klingt so ein bisschen trocken. Für mich heißt es aber vor allem damals nach der Schule Volleyball spielen, heute eher Joggen gehen - nach oder vor der Arbeit, so wie ich es hinkriege. Aber tatsächlich ein Ort, wo Jung und Alt zusammenkommen, wo man im Sommer grillen kann und wo es seit Neuesten auch einen Biergarten gibt, wo man hingehen kann. Also wirklich ein Ort, wo Menschen zusammenkommen und direkt Natur vor der Haustür.“
Was verbindet Sie mit dem Kreis Viersen - wieso liegt er Ihnen am Herzen?
„Was verbindet mich: Am einfachsten und ehrlichsten ist die Antwort der Sport. Also ich spiele viel Hockey, seit ich vier Jahre alt bin. Das ist aber auch Ausgangspunkt für alles andere. Das sind vor allem die Menschen, die Freunde, mit denen man doch fast täglich was zu tun hat. Und was mir am Niederrhein besonders gefällt, ist auch die offene Art der Menschen, dass man, wenn man mal abends in eine Kneipe geht, man direkt neue Leute kennenlernt. Dass man, wenn man am Wochenende auf der Karnevalssitzung ist, direkt fünf neue Freunde hat. Und das ist etwas, was in anderen Regionen in Deutschland so, denke ich, nicht der Fall ist.“
Was läuft Ihrer Meinung nach bereits gut im Kreis Viersen?
„Der Kreis Viersen hat eine besondere geografische Lage in Deutschland. Wir sitzen ja genau zwischen der Rhein-Ruhr-Schiene und den Niederlanden. Und dieser Standortvorteil ist für den Kreis Viersen enorm wertvoll, wenn es um Logistik geht, aber auch um Wirtschaft und kleine Unternehmen. Und auch für die Menschen, die im Kreis Viersen wohnen, ist das ein großer Mehrwert. Und da machen wir schon viel draus. Da können wir aber auch noch mehr draus machen. Und leider werden wir auch von Bundeslandesebene ausgebremst, diese Potenziale auch wirklich auszunutzen.“
Was währen Maßnahmen, um die Portentiale in Zukunft richtig nutzen zu können?
„Ich sitze selber auch im Kreistag in Viersen, in der Kommunalpolitik, und da merken wir das tagtäglich, dass man eigentlich super viel hier vor Ort im Kreis Viersen machen kann und möchte, aber dass wir von der Landesebene, auch vom Bund, immer neue Regularien, Vorschriften bekommen, dass wir Sachen umsetzen müssen, die rein bürokrative Ursachen. Und das ist auf der Verwaltungsseite politisch genauso wie jeder Einzelne, der sein privates Leben merkt, aber auch im Handwerk, im Betrieb vor Ort, dass wir mehr Zeit inzwischen mit Berichtspflichten und bürokratischen Prozessen verbringen, als dass wir tatsächlich arbeiten dürfen und können.
Also ich kann ein konkretes Beispiel nennen. Es würde schon mal helfen, wenn wir drei Jahre lang sagen, keine neuen bürokratischen Vorschriften. Ein zweites konkretes Beispiel, gerade für junge Unternehmen, aber auch für kleine mittelständische Handwerksbetriebe. Wie wäre es denn, wenn man im ersten Jahr komplett auf Berichtspflichten verzichten müsste? Und dann können wir auch nach einem Jahr gerne mal schauen, ob dann irgendwas Schlimmes passiert ist. Ich glaube, dass wir vor allem sehr viele Berichtspflichten eingeführt haben und das mehr oder weniger Selbstbestattung des Staates ist. Ich merke das bei uns im Kreis Viersen, dass wir inzwischen so einen hohen Personalaufwand für administrative Prozesse haben, dass wir kaum mehr unsere Pflichtaufgaben finanziell irgendwie abdecken können. 16 Millionen Defizit für das Jahr 2025 im Kreishaushalt. Das ist eine echte Herausforderung.“
Was läuft im Kreis Viersen noch nicht gut und muss sich verändern?
„Der Kreis Viersen ist ja teils auch ländlicher geprägt als viele andere Regionen Deutschlands. Und ich glaube, gerade für junge Menschen, aber auch für den Alltag ist das Thema Mobilität ein ganz entscheidendes. Es ärgert mich immer ein bisschen, wenn die Mobilitätsdebatte von Großstädtern geführt wird und dass wir oft über kostenlosen ÖPNV reden, darüber reden, möglichst alles umsonst und gratis anzubieten. Wir aber in der Lebensrealitäten im Kreis Viersen die Situation haben, dass ich teilweise gar nicht zu meinem Arbeitsplatz komme mit dem ÖPNV. Das heißt, bevor wir darüber sprechen, kostenlose Deutschlandtickets einzuführen, müssen wir erstmal darüber sprechen, wie kriegen wir überhaupt im ländlichen Raum den Verkehr und die Mobilität garantiert. Und da gehört ein guter ÖPNV, der sehr teuer ist, genauso dazu wie auch die individuellen Mobilitäten im Auto. Also wer eine Politik gegen das Auto macht, der macht auch Politik gegen den ländlichen Raum.“
Was für Themen möchten Sie für Ihren Wahlkreis angehen und in der kommenden Legislaturperiode im Bundestag einbringen?
„Mir ist extrem wichtig, dass junge Menschen in Deutschland weiterhin eine Perspektive haben, dass junge Menschen wissen, dass wenn sie sich hier einbringen und hier was leisten wollen, dass es am Ende auch lohnt. Das kann man auf den Arbeitsplatz, auf die Fachkräfte vor Ort beziehen, kann man aber auch noch weiterdenken - Stichwort Altersvorsorge. Junge Menschen haben jetzt schon wenig Perspektive im Blick auf Rente. Sie wissen, dass das ganze System eigentlich mehr oder weniger droht zu kollabieren und trotzdem schauen die großen Parteien weg und das ist etwas, was mich extrem stört. Deswegen brauchen wir eine echte Reform der Rente. Die Schweden haben es vorgemacht. Das heißt, hin zu einer Aktienrente. Dahingehend, dass Sparen sich auch wirklich lohnt, denn wir können uns nicht auf das System, was jährlich mit über 120 Milliarden Euro jetzt schon von Steuergeldern bezuschusst wird, auf dieses Rentensystem können wir uns nicht verlassen.“
Was ist Ihre Vision für den Kreis Viersen?
„Der Kreis Viersen lebt von seinem Standort und von seiner Lage in der Nähe zu den Niederlanden. Im Kreis Viersen ist für uns schon immer klar, dass wir ein Teil von Europa sind und meine Vision ist, dass man genau das auch entfalten kann, dass man weniger Bürokratie von oben bekommt und dass der Kreis Viersen tatsächlich auch selbst sich weiterentwickeln kann. Dass es sich lohnt, in Viersen zu wohnen.“
Mit welchen Parteien würden Sie im Bundestag zusammenarbeiten, um Ihre Visionen umzusetzen?
„Ich glaube, erstmal ist es wichtig, dass die Freien Demokraten ein starkes Ergebnis bekommen zur Bundestagswahl. Denn klar ist auch, dass ohne die Freien Demokraten, und das ist ja ganz spannend zu beobachten, dass gerade die FDP, die Partei ist, die sehr viel auch aktuell attackiert wird, auch von Rot und Grün. Das liegt daran, dass wenn die Freien Demokraten in den Bundestag einziehen, Rot und Grün keine garantierte Regierungsbeteiligung mehr haben. Und deswegen mache ich mich für ein starkes Ergebnis der Freien Demokraten stark, damit im besten Fall eine Partei, eine Koalition zustande kommt, die die großen Themen Migration, Wirtschaftswende, Rente, dass sie diese Themen angehen möchte. Und da fallen mir ein, zwei Parteien ein, mit denen das geht. Da fallen mir Parteien von ganz links und ganz rechts außen ein, mit denen ich auf gar keinen Fall zusammenarbeiten möchte.“
Sie sprechen die Themen Migration und Wirtschaft an, wie wollen Sie damit umgehen?
„Wirtschaftswende klingt manchmal immer so abstrakt. Was steckt dahinter? Dahinter steckt eigentlich Arbeitsplätze. Es geht darum, dass unsere Arbeitsplätze, die wir in Deutschland haben, dass die nicht verloren gehen. Weil Arbeitsplätze ist das, was unsere Familien ernährt. Das ist auch das, womit übrigens Steuern gezahlt werden. Und damit können wir zum Beispiel auch unser Sozialsystem finanzieren. Also es ist eine gute Wirtschaftspolitik, eine Politik für Arbeitsplätze, Gewährleistung, Sicherstellung der Arbeitsplätze und auch eine soziale Politik. Denn nur durch Arbeits- und Wirtschaftskraft in Deutschland können wir uns auch den Sozialstaat überhaupt leisten.“
„Es sind immer zwei Seiten einer Medaille. Auf der einen Seite brauchen wir qualifizierte Arbeitskräfte. Ich höre ganz oft auch von kleinen Betrieben im Kreis Viersen, dass die teilweise junge Leute haben, die aus dem Ausland gekommen sind, vielleicht noch nicht perfekt Deutsch sprechen, anfangen wollen zu arbeiten und dann aufgrund von Bürokratie, da sind wir wieder, es teilweise ein halbes Jahr nicht klappt, dass diese Leute im Betrieb anfangen können zu arbeiten. Das ist die Schieflage, die ich explizit meine. Denn was wir brauchen, sind qualifizierte Arbeitskräfte und die müssen auch möglichst schnell starten. Auf der anderen Seite erleben wir es immer mehr und ich möchte auch gar nicht auf die schlimmsten, neuesten Entwicklungen in Aschaffenburg und kurz zuvor in Magdeburg eingehen. Das macht mich nämlich wirklich traurig und wütend. Aber wir sehen aber auch, dass viele eben nach Deutschland kommen, die aber gar nicht die Intention haben, in den Arbeitsmarkt reinzugehen. Und mich betrifft das auch selbst. Meine Familie mütterlicherseits sind aus Ungarn nach Deutschland gekommen, um hier zu arbeiten. Und das ist ja etwas, was wir heute auch noch brauchen. Leute, die herkommen, um den Arbeitsmarkt zu integrieren, was wir aber nicht brauchen. Wir haben in Deutschland sehr starke Pull-Faktoren, dass man hier nach Deutschland kommt, um ins Sozialsystem zu integrieren. Und diese Schieflage, die muss korrigiert werden. Und da werden jetzt auch bestimmt in den nächsten Tagen einige konkrete Vorschläge kommen, die in die richtige Richtung gehen.“
„Ein konkreter Punkt wäre zum Beispiel, dass diejenigen, die nach Deutschland kommen, nicht einen Anspruch auf Bürgergeld haben, wenn sie arbeiten dürfen. Und das ist übrigens jeder, der arbeiten darf. Jeder, der Bürgergeld bekommt, könnte auch arbeiten. Das wäre schon mal der erste Ansatzpunkt. Und zum Thema Abschiebung ist vor allem wichtig, dass wir die, die auch jetzt schon heute rechtlich abgeschoben werden dürfen, das sind keine Bagatelldelikte, die das erst verursachen. Da geht es teilweise um schlimme Straftaten. Die meisten Straftaten sind von Leuten, die vorher schon polizeilich bekannt sind. Es geht darum, dass wir auch wirklich konsequent und effizient abschieben können. Das heißt, wir brauchen zum Beispiel an großen Flughäfen, Einrichtungen, Zentralen, wo das dann gut gesteuert werden kann. Wir müssen allgemein das ganze Thema Abschiebung in Deutschland, in Berlin auf Bundesebene zentralisieren, weil aktuell macht jedes Land zu seiner eigenen Suppe. Da sind wir wieder beim Thema Bürokratie und Föderalismus, dass das hier abbremst. Klar ist auch, wer nach Deutschland kommen möchte und sich hier integrieren möchte, wer hier arbeiten möchte, wer sich hier ein Leben aufbauen möchte, der ist willkommen. Wenn man sich aber nicht an die Regeln unserer Gesellschaft hält, dann ist auch klar, dass das dann wieder der Weg nach Hause gehen muss.“
Auch der Klimaschutz ist weiterhin ein Thema, was sagen Sie dazu?
„Was man jetzt merkt ist, dass ein ideologiegetriebener Klimaschutz, der zum Beispiel immer nur daraufsetzt, mehr Windräder zu bauen, mehr PV zu installieren, in der Gesamtheit das Ganze teurer macht, dass wir in Deutschland versuchen, auch die letzten 10 Prozent auf Biegen und Brechen zu erreichen, beim Thema Klimaschutz, anstatt effektiv die 80 Prozent nach vorne zu bringen. Was wir brauchen, ist eine rationale und effiziente Klimapolitik, die aber nur so funktionieren kann, dass die Bürgerinnen und Bürger das auch bezahlen können. Und deswegen ist Klimaschutz, auch wenn es nicht mehr das bestimmende Thema ist in dieser Wahl immer noch ganz wichtig. Klimaschutz mit Vernunft, dass Bürgerinnen und Bürger das auch bezahlen können.“
Kurz und knapp: Warum sollten die Hörer*innen Sie und Ihre Partei wählen?
„Die Freien Demokraten, die FDP, sind die einzige Partei in Deutschland, die tatsächlich immer auf die Rechte der Bürger und Bürger pocht, die das selbstbestimmte Leben nach vorne stellt. Ganz besonders deutlich wurde das während der Corona-Krise. Da wurden teilweise Bürgerrechte eingeschränkt, Ausgangssperren verhängt. Man hat das ja inzwischen schon fast wieder vergessen, was einem da alles aufdiktiert wurde. Und da wurde eine Impfpflicht, die übrigens nur aufgrund der FDP auch verhindert wurde, da ist erst deutlich geworden, wie dringend Deutschland eine liberale Partei braucht. Und die FDP ist die Partei, die auf die drängenden Fragen der Zeit, wie geht es mit der Wirtschaft weiter, wie können wir Arbeitsplätze sichern, wie kriegen wir die Migration wieder geordnet, die richtigen Antworten hat. Und deswegen mache ich mich ganz stark für beide Stimmen FDP stark. Und ich persönlich möchte mit meinen 25 Jahren versuchen, ein bisschen frischen Wind noch reinzubringen. Habe Erfahrungen in der Wirtschaft gesammelt, habe Erfahrungen im Beruf gesammelt, im Studium. Bin vor Ort verankert und weiß, was die Leute bewegt und dafür möchte ich mich einsetzen.“