Krefeld II: CDU-Politikerin Kerstin Radomski im Gespräch

Die Bundestagswahl rückt immer näher und wir wollen Euch die Kandidaten aus Krefeld und dem Kreis Viersen vorstellen. So könnt Ihr Euch ein besseres Bild machen, wen Ihr am 23.02.2025 mit Eurer Erststimme wählen wollt.

Kerstin Radomski (50) ist CDU-Politikerin in Krefeld und ist seit 2013 für den Wahlkreis 113 im Bundestag in Berlin tätig. Kerstin Radomski kommt aus Hüls und ist auch im Krefelder Norden groß geworden. Sie ist Studienrätin und unterrichtete die Fächer Biologie und Erdkunde. Radomski hat zwei Töchter.

Unsere Fragen an Kerstin Radomski

Ihr Lieblingsort in Krefeld

© Welle Niederrhein

„Mein Lieblingsort ist der Hülser Berg, weil ich bin gerne in der Natur unterwegs und früher bin ich auch gerne auf den Turm gestiegen. Inzwischen plagt mich etwas die Höhenangst, aber für die Kinder überwinde ich mich schonmal."

Was macht für Sie Krefeld aus?

© Welle Niederrhein

„Krefeld ist meine Heimatstadt, ich bin hier geboren. Krefeld macht die Menschen aus, muss man sagen. Ich glaube, das geht jedem so, der irgendwo groß geworden ist. Man hat immer wieder Anknüpfungspunkte, man trifft immer wieder Menschen, die kennen jemanden, den man auch kennt.

Und obwohl Krefeld eigentlich 'ne sehr große Stadt ist, mit über zweihundertdreißigtausend Einwohnern, ist Krefeld halt auch ganz klein, wenn man da immer schon zu Hause war."

Was wollen sie im Bundestag für Ihre Heimat umsetzen?

© Welle Niederrhein

„Also ich glaube, es gibt viele Punkte, die vorangebracht werden könnten. Man muss dann immer schauen, in welchem Bereich ist man auch tätig. Ich bin Mitglied im Haushaltsausschuss und da gibt es verschiedene Förderprogramme auch des Bundes, zum Beispiel Denkmal - Förderprogramme. Da haben wir in den letzten Jahren von Bundesseite aus schon viel erreicht. Rennbahn-Sanierung, Haus Lange/Haus, Esthers, Stadtbad, immer wieder die Instandhaltung des Gebäudes und in der letzten Periode wurde eine Machbarkeitsstudie für Stadtbad erstellt und da geht es jetzt ehrlicherweise für die nächste Periode um die Umsetzung. Aber das ist bestimmt nur eine Herausforderung. Die Umsetzung kostet sehr viel Geld. Das ist sicherlich nur eine Herausforderung, weil so wie ich Politik bisher kennengelernt habe, kommen immer wieder neue Herausforderungen, die man heute zum heutigen Zeitpunkt noch gar nicht überblicken kann.“

Sie sind schon lange im Bundestag. Worauf sind sie besonders stolz?

© Welle Niederrhein

"Ja, ich bin immer dann besonders stolz, wenn ich mich für den Wahlkreis einsetzen konnte, weil das ist das, was die Menschen vor Ort direkt wahrnehmen.

Ansonsten ist Bundespolitik ja oft ja sehr weit oben angesiedelt. Das betrifft schon immer einzelne Menschen aus dem Wahlkreis - jede Gesetzgebung in irgendeiner Form. Aber es ist nicht immer so bewusst, dass es was mit dem Wahlkreis zu tun hat. Und deshalb sind so Leuchtturmprojekte jetzt im Kulturbereich, oder wir haben mehrere Sportplätze, mit finanziellen Mitteln von Bundesseite aus unterstützt auch in Krefeld.

Das sind dann Maßnahmen, die nehmen die Bürger bewusst wahr, viele Maßnahmen gar nicht. Zum Beispiel sind 10.000.000 € in den letzten Jahren in Radwege in Krefeld geflossen, vom Bund aus. Das ist aber dann einfach da. Und wer jetzt den Radweg gebaut hat, ist ja am Ende eigentlich auch egal. Also man hat nicht immer so direkt das Gefühl, das kommt vom Bund, aber das ist natürlich in vielen Bereichen der Fall. Der Bund gibt zum "Gute-Kita-Programm" des Landes was dazu. Das geht dann wieder in die Kitas, auch vor Ort, also Digitalpakt. Es gibt unendlich viele Beispiele, wo der Bund sich auch finanziell beteiligt in dem, was in Kommunen passiert. Nur die Transparenz ist oft nicht so da."

Was läuft gerade gut in Krefeld?

© Welle Niederrhein

"Was positiv läuft... Also ich glaube diese "Digital-Pakt-Mittel" zum Beispiel für die Schulen, die sind jetzt inzwischen weitestgehend umgesetzt.

Zumindest sind sie beim Bund abgeflossen. Das lässt mich vermuten, dass das auch in Krefeld vorangeschritten ist. Ich glaube, dass in Krefeld viele Dinge sich verbessert haben oder Programme aufgesetzt wurden, auch zur inneren Sicherheit, Sicherung der Parkhäuser.

Aber dann komme ich in den kommunalpolitischen Bereich rein und wenn ich die Sachen alle aufzähle, dann sagen meine kommunalen Fraktionskollegen, "Hallo, du will das in meinem Politikfeld!" Deshalb ist das ehrlich gesagt schwierig, da jetzt die guten Beispiele aufzuzählen, weil Krefeld Politik ist Kommunalpolitik, das machen Sie dann im Herbst, denke ich mal."

Mit welchen Parteien würden sie gerne nach der Wahl zusammenarbeiten?

© Welle Niederrhein

"Ich hab in der letzten Periode oft Anliegen, also in meinem Bereich Bildung und Forschung - Ich bin ja im Haushaltsausschuss für den Etat "Bildung und Forschung" zuständig.

Und die Bundesregierung und Parlament, das ist ja manchmal auch nicht immer Hand in Hand. Und dann wurde ich von einem Bundesministerialbeamten, hat er gesagt: "Wenn Sie jetzt noch kurz vor der letzten Wahl einen Beschluss machen, das interessiert uns im Ministerium gar nicht, weil das ist ja nur SPD, CDU." Und dann hab ich die anderen Kollegen angesprochen und das geht auch in der Regierungszeit, wenn man in der Koalition sind, und dann haben wir diesen Beschluss einstimmig über alle Fraktionen hinweg gemacht, und ich glaube, das ist die Kunst, dann auch mal als Parlament zu zeigen.

"Wir stehen alle zusammen!" Und dann war es mir echt eine Freude, danach zu diesem Ministerialbeamten zu gehen und zu sagen: "Und was machen Sie jetzt mit dem Beschluss?" Weil der ist jetzt wohl nicht nur für ein Jahr das Ende der Legislaturperiode, sondern für eine viel längere Zeit.

Deshalb hat mein SPD-Kollege mal zu mir gesagt, du wirst noch "Miss Einstimmigkeitsbeschluss"

Aber das war natürlich ein Scherz, aber ich glaube dann, wenn die Parlamentarier sich einig sind, dann sind wir als Parlament auch am stärksten"

Sie sind jetzt in der Opposition - was ist der größte Unterschied zur Regierung?

© Welle Niederrhein

"Der größte Unterschied ist halt, dass man ganz viele Papiere schreibt, ganz viele Sachen voranbringt, aber niemand darauf achtet, was man so erarbeitet hat und was die Konzepte sind. Und das merkt man jetzt manchmal auch im Wahlkampf, dass man sagt: "Ja, wir haben aber da schon vor anderthalb Jahren 5 Papiere zur Wirtschaft geschrieben und dies und das. Es wird nicht so präsent wahrgenommen, wie wenn man Ministerium dahinter stehen hat oder Minister in der Regierung, die dann die Projekte auch nach außen tragen. Aber das ist ganz normal. Ich glaube das Problem hat ja jede Oppositionspartei."

Welche Themen begegnen ihnen am Wahlkampfstand?

© Welle Niederrhein

"Ich glaub’, das größte Thema im Moment, ist die wirtschaftliche Situation. Und Wirtschaft ist ja nicht die da oben oder die großen Konzerne.

Wirtschaft ist ja jeder Einzelne. Also jeder, der Einkaufen geht. Jeder, der seine Rechnung bezahlen muss. Der ist ja Teilnehmer des gesamten Wirtschaftsbereichs Deutschlands und die Leute haben halt Sorge, dass sie immer weniger Geld in der Tasche haben und die Preise steigen.

Das ist, glaub’ ich eine der wichtigsten Sachen und gleichzeitig sind wir das zweite Jahr in Folge in der Rezession. Also wir brauchen jetzt ein Voranschreiten Wirtschaftswachstum, weil starker Sozialstaat, also es geht dann ja auch irgendwann um die Frage, was kann sich ein Sozialstaat noch leisten, wenn die Wirtschaft oder die Einnahmenseite einbricht.

Haushaltsausschuss ist die Ausgabenseite. Ja, viele Dinge sind nur dann möglich, wenn auch vorher die Steuern eingenommen werden. Was wir leisten im sozialen Bereich, ist davon abhängig, dass die Wirtschaft boomt. Das ist leider so. Aber das ist auch nicht schlimm, wenn die Wirtschaft boomt."

Mit welchen Parteien würden Sie im Bundestag zusammenarbeiten, um Ihre Pläne umzusetzen?

© Welle Niederrhein

„Wir schaffen es, unsere Anliegen durchzusetzen, vor allem, wenn wir im ersten Schritt als Union sehr stark sind und einer neuen Bundesregierung den Stempel aufdrücken können. Das ist zunächst mal das, wofür ich kämpfe. Und dann muss man nach der Wahl am 24. Februar schauen, welche Koalitionen sind möglich und in welchen Koalitionen können wir am meisten dafür sorgen, dass es einen Politikwechsel, also eine andere Politik in Deutschland gibt. Das wird man dann sehen müssen. Ich kann aber eins ganz klar sagen, einen Politikwechsel wird es nicht geben mit der AfD. Das ist eine Partei, die ausländer- und wirtschaftsfeindlich ist, die in Teilen rechtsextrem und antisemitisch ist und die ein Sicherheitsrisiko für unser Land ist, nach innen wie außen.“

Wir haben eine Krefelderin auf der Straße mit ihrem Anliegen getroffen. Was sagen sie dazu?

© Welle Niederrhein

"Das also tut mir leid, wenn ich jetzt erst was erklären muss.

Der Bund hat ein Bildungs- und Forschungsministerium. Der Bildungsbereich ist aber eigentlich auf die berufliche Bildung beschränkt. Das heißt, das, was immer vermischt wird, ist, ich kenne das ja auch aus Schulen, ich bin ja Lehrerin. Unsere Schultoiletten sind nicht in Ordnung. Das und warum kommt das die Leute vom Bund da auch was erwarten? Wir hatten mal ein Schultoilettenprogramm als Bund aufgelegt, weil wir gesagt haben, das ist ja so schlimm da, da muss man Sonderprogramm zur Sanierung der Schultoiletten gemacht werden. Nichtsdestotrotz gibt es aber diese Einteilung der verschiedenen Bereiche. Der Digitalpakt ist auch ein Bereich, wo der Bund gesagt hat, das ist ja so schlimm mit der Digitalisierung an Schulen, da müssen wir mal ein Sonderprogramm auflegen, dass da so eine Anschubfinanzierung hereingeht und was passiert.

Tatsächlich ist die Sanierung von Schulen ein kommunales Thema, auch wenn das keiner hören mag. Auch wenn der Bund da schon mal unterstützt hat.

Und die Ausstattung mit Lehrkräften und allem ist ein Landesthema und ich kenne die Wünsche und unsere Bundesbildungsministerin in der letzten Periode hat auch mehrfach versucht, die Bundesländer zusammenzubringen, aber es ist sehr schwer. Die Schulminister wollen natürlich auch ihre eigene Kompetenz an der Stelle behalten, aber ich denke die Forderung nach einem gemeinsamen Zentralabitur oder nach vereinten Anstrengungen in bestimmten Bereichen wie KI oder so... Wir sind nur stark, wenn wir das gemeinsam denken. Genauso wie wir als Land nur stark sind, wenn wir auch Dinge mit Europa zusammen machen, weil Deutschland ist für mich das schönste Land der Welt, aber es ist halt nicht das größte und bedeutendste Land der Welt und deshalb braucht man immer, wenn man was macht, Partner und gerade im Bildungsbereich wär es wirklich gut, wenn alle an einem Strang ziehen würden.

Nichtsdestotrotz gibt es aber Aufgaben, die Einzelne haben und dann muss man gucken. Bei ganz großen Herausforderungen, wie man als Bund auch mit unterstützt."

Auf ihren Wahlplakaten findet sich der Spruch "Mit Herz und Verstand" - was bedeutet das aus ihrer Sicht?

© Welle Niederrhein

Also ehrlich, ich glaube, das ist was, das passt zu mir. Ich bin von Kollegen da schon für gescholten worden "Mit Herz und Verstand"

Wie kann man denn so einen Spruch wählen. Und ein anderer sagte dann "Ne, finde ich voll OK, das passt genau zu dir"

Und ich glaub’ deshalb mir hat jetzt jemand gesagt er hätte noch mit Herz, Hand und Verstand sein können. Man hätte ihn tatsächlich ergänzen können, aber mit Herz und Verstand passt zu mir. Ich versuche, Dinge mit Verstand anzugehen, aber das Herz nicht außen vor zu lassen.

Ihre Vision für Krefeld

© Welle Niederrhein

"Für Krefeld ist meine Vision, dass Krefeld die Liebenswürdigkeit, die die Menschen haben, behält und dass Krefeld... Also ich finde, wir haben super Teile Stadtwald. Wir haben super auch Schulen, engagierte Lehrer, all das, was wir schon besprochen haben. Wir haben super viele engagierte Leute.

Ich wünsche mir, dass das, was ich an Krefeld immer so geliebt habe, bleibt und in der Zukunft für meine Kinder noch existiert, damit die auch gerne in Krefeld wohnen wollen."

Kurz und knapp: Warum sollten unsere Hörer*innen sie wählen?

© Welle Niederrhein

Ja, erstens, weil wir haben uns in der Opposition erneuert.

Wir haben wirklich pro Papiere geschrieben. Eines meiner Lieblingspapiere ist immer, das wurde betitelt in der Öffentlichkeit mit "Zerschlagung der Deutschen Bahn", wo wir zum Beispiel den Schienenbetrieb von dem Restbahnbetrieb trennen, damit die Ausfinanzierung der Schiene auch gewährleistet ist. Ich mein diese ganzen Störfälle und Verspätungen, die wir bei der Deutschen Bahn haben, die haben natürlich was mit einem Sanierungsstau zu tun.

Also wir haben in vielen Bereichen, da können sie auch in andere hereingehen, haben wir Papiere geschrieben?

Warum sollte man CDU wählen?

Was ist Politikwechsel? Wir wollen nicht in die Kleinteiligkeit rein regieren, also bis in den letzten Heizungskeller sagen, was da gemacht werden soll. Sondern wir wollen Sachen umsetzen, die Deutschland wieder nach vorne bringen und auch die Wirtschaft in Gang bringen. In meinem Herzensbereich sag’ ich jetzt mal - Bildung und Forschung - ist das vor allen Dingen Innovation in der Forschung. Da geht es um Technologieoffenheit, da geht es um KI-Förderungen, da geht es um Quantencomputing. Gerade heute kam eine Pressemitteilung, dass in Karlsruhe, die haben einen ersten 20 Kilometer Strahl, der ist dünner als ein Haar, ein menschliches Haar, eine Leitung gebaut, weil Quantencomputing, das wird oft unterschätzt und ist halt das, was im Moment vorangetrieben wird. Und wenn sie Quantencomputer besitzen, können Sie jeden Code, den wir bisher mit normalen Computern erstellt haben, knacken und die Herausforderungen, da warnt auch das BSI, also das Bundesinstitut für Sicherheit vor, sehen die Leute alle nicht so, aber wir brauchen ganz viele Innovationen und zumindest in unserem Parteiprogramm besteht es bisher. Wir wollen, dass wir wissen, wir kriegen nicht 50 %, deshalb kann ich nicht garantieren, dass alles zu 100% umgesetzt wird, was da drin.

Aber die wesentlichen Teile werden sicherlich übernommen werden. Und für mich ist Technologieoffenheit und Forschung ein ganz wichtiger Bereich und da geht es natürlich auch um Bildung in dem Sinne Hochschulbildung und Ausbildung von jungen Leuten. Weil ich glaube, wenn man ein Land mit weniger Rohstoffen ist als manche Länder dieser Welt, dann muss man gerade in dem Bereich aktiv sein, um auch vorne international mitspielen zu können. Bei den Umbrüchen, vor denen wir derzeit stehen.

Das Interview haben wir einen Tag nach dem Vorfall in Aschaffenburg geführt. Wie denken sie darüber? Auch in puncto "Innere Sicherheit"?

"Also ich sag’ jetzt mal grundsätzlich zu dem Fall Aschaffenburg - der ist so frisch - da kann ich, also möchte ich jetzt keine Einschätzung zu.

Ich glaub’, der Kanzler hat da mehr Erkenntnisse als ich und viele andere vielleicht auch, die sofort involviert werden. Kann ich jetzt nicht zu sagen, aber was tatsächlich, glaube ich, wichtig ist für Migration oder das Thema Integration ist, dass wir hier uns alle an bestimmte Regeln zu halten haben und dass wir auch darauf achten müssen, dass bestimmte Vorfälle - Also absolute Sicherheit gibt es nie -

Ich glaube, das kann immer passieren. So wie der Vorfall in Aschaffenburg zumindest auf den ersten Blick auf mich wirkt, dass sowas passieren kann. Aber: Es darf natürlich nicht ein Versagen der Behörden dahingehend sein, dass das über Monate was bekannt ist und dann was ganz Schlimmes passiert.

Da haben wir ja andere Fälle schon gehabt. Krefeld, der Fall, war ja auch eigentlich so latent bekannt, aber vielleicht nicht virulent genug.

Also ich glaube, da müssen wir genauer hinschauen und da müssen wir auch besser mit umgehen so, und da sind alle Behörden gefragt."

Wollt Ihr noch mehr über Kerstin Radomski wissen? Schaut hier vorbei: