Krefeld II: AfD-Politiker Hauke Finger im Gespräch
Veröffentlicht: Dienstag, 11.02.2025 12:43
Die Bundestagswahl rückt immer näher und wir wollen Euch die Kandidaten aus Krefeld und dem Kreis Viersen vorstellen. So könnt Ihr Euch ein besseres Bild machen, wen Ihr am 23.02.2025 mit Eurer Erststimme wählen wollt.

Hauke Finger (56) ist gelernter Bankkaufmann und seit 2013 Mitglied der AfD. Der Leiter der Arbeitsgruppe "Kommunalpolitik" in Krefeld kandidiert nun im Bundestagswahlkampf im Wahlkreis Krefeld II. Die Verbesserung der Innenstadt und der Infrastruktur ist ihm ein Anliegen. Finger nach liegt seine Fachkompetenz zudem in der Finanzpolitik.
Unsere Fragen an Hauke Finger
Können Sie sich kurz vorstellen?
„Mein Name ist Hauke Finger, bin 56 Jahre alt, wohne in Krefeld-Oppum, bin der Direktkandidat für die Alternative für Deutschland im Wahlkreis Krefeld II, Wesel II. Arbeite schon seit sieben Jahren jetzt in der Politik. Ich bin zurzeit Koordinierungsreferent bei der AfD-Bundestagsfraktion in Berlin tätig, mache aber auch hier in Krefeld Kommunalpolitik. Bin geschieden, neu liiert, zwei Töchter, zwei Enkelkinder und freue mich jetzt auf die kommenden neuen Aufgaben.“
Wie nehmen Sie den Wahlkampf aktuell wahr?
„Ich nehme den Wahlkampf aus unserer Partei sehr engagiert wahr. Wir sind hier in Krefeld sehr gut unterwegs mit Plakate hängen, Flyer verteilen. Wir haben auch sehr guten Zuspruch auf Infoständen und auf Vortragsveranstaltungen. Wir haben enormen Rückenwind und hoffen das natürlich jetzt auch in Wahlergebnisse ummünzen zu können.“
Wenn Sie sagen, gutes Feedback an den Infoständen, mit was kommen die Bürgerinnen und Bürger? Welche Themen kommen da auf?
„Das sind ganz unterschiedliche Themen und Fragen. Wir haben zum Beispiel Bürger, die schulpflichtige Kinder haben, die uns da ihre Erlebnisse erzählen, was die Kinder in den Schulen erleben. Das geht von verschmutzten Toiletten bis zu Bedrohungssituationen durch Mitschüler. Es geht um Menschen, die sozial in eine Schieflage geraten sind, die eben jetzt hier Probleme haben mit den Ausländerämtern oder auch mit den Sozialämtern und da im Moment nicht klarkommen. Manche finden keine Wohnung, keinen bezahlbaren Wohnraum. Das mag natürlich auch daran liegen, dass die Stadt viele günstige Wohnungen aus dem Markt genommen hat, um Zuwanderung unterbringen zu können. Das empfinden auch viele Bürger als äußerst ungerecht, dass für die eigenen Leute eben jetzt keine Mittel und Budgets da sind. Oder auch bei Kita-Plätzen haben wir das Thema, dass viele junge Mütter eben keine Kita-Plätze finden für ihre Kinder, nehmen dann aber wahr, dass eben viele Kinder mit Fluchthintergrund dann eben in den Kitas sind. Und das wird auch von vielen Bürgern als sehr ungerecht empfunden.“
Was ist Ihre Antwort an den Infoständen darauf?
„Unsere Antwort ist, dass wir die Partei sind, die genau diese Sorgen und Nöte ernst nimmt und aufgreift. Und wir uns für unsere Leute eben einsetzen und auch möchten, dass die Steuermittel, die Deutschland oder die öffentliche Hand zur Verfügung hat, eben in erster Linie eben auch für die deutschen Bürger eingesetzt wird, weil das sind ja im Wesentlichen auch die, die eben die Steuern erwirtschaften.“
Kann denn ein Krankenhaus, ein Altenheim oder eine Pflegeeinrichtung nur mit, wie Sie sagen „deutschen Bürgern“ funktionieren?
„Ich glaube, Stand heute wird ein Pflegeheim oder Krankenhaus nicht ausreichend Personal finden, was jetzt deutsch ist oder wo auch die Großeltern schon deutsch waren, wenn man das so weit ziehen möchte, da ist man tatsächlich auf eine qualifizierte Zuwanderung im Moment mal angewiesen. Das sehe ich auch so. Gleichwohl muss es ja im Sinne der Politik sein, dass wir eben auch durch eine Familien- und Bildungspolitik wieder dahin kommen, dass wir eben auch deutsche Kinder dahin bringen, dass sie dann später ausbildungsfähig sind, dass sie studieren können und dann eben auch hier im Arbeitsmarkt entsprechend Fuß fassen können.“
Sollten Sie in den Bundestag einziehen, was wollen Sie dann für Ihren Wahlkreis ändern?
„Speziell jetzt im Wahlkreis, also ein Thema, ich bin ja Finanzpolitiker, ein Thema, was mich besonders bewegt, ist ja die Grundsteuer. Wir hatten da als Bundestagsfraktion schon, bevor diese Reform hier angestoßen wurde, gefordert, dass man die Grundsteuer abschafft, also diesen ganzen Reformaufwand gar nicht erst treibt und dafür dann eben die Besteuerung mehr auf die Einkommensteuer legt. Das ist, glaube ich, gerechter, eine Besteuerung nach Leistungsfähigkeit. Was wir hier haben mit der Grundsteuer ist ja eine Besteuerung des Wohnens im Prinzip, weil ja die Grundsteuer wird ja umgelegt auf die Mieter und bei Selbstgenutzten ist es sowieso so. Also wir besteuern das Wohnen, was eigentlich ja ein Grundrecht ist und auf anderer Stelle ja auch aus gutem Grund subventioniert wird. Ich halte es für komplett widersinnig, auch bei den Unternehmen, die eigene Betriebsgelände haben, hier eine Substanzsteuer zu haben, macht für mich überhaupt keinen Sinn. Auch da sollte die Besteuerung sich stärker an der Ertragslage ausrichten. Für Krefeld ansonsten, in der Verkehrspolitik gibt es sicherlich einiges zu tun. Die Genehmigungsprozesse für den A57-Ausbau jetzt haben ja viel zu lange gedauert und auch der tatsächliche Umbau wird uns ja, wenn sich da nichts beschleunigt, noch jahrelang hier ein gewisses Verkehrschaos in der Stadt bringen. Auch der Planungsprozess für die Uerdinger Rheinbrücke dauert deutlich zu lang. Ich glaube, hier müssen wir einfach insgesamt schneller werden.“
Wie kann das passieren? Wie kann man das beschleunigen?
„Das beschleunigt man dadurch, dass man natürlich den Gesetzes-Dschungel- und Vorschriften-Dschungel, den es da gibt, mal sehr deutlich entrümpelt und dann eben auch die genehmigenden Behörden in die Lage versetzt, hier deutlich schneller zu arbeiten. Dass man eben nicht monatelang auf ein Gutachten warten muss von einer anderen nachgelagerten Behörde. Das muss alles ein bisschen schneller und straighter durchgehen. Ich glaube, das kann man auch schaffen, wenn das gewollt ist.“
Was glauben Sie, läuft in Krefeld aktuell gut?
„Es ist sicherlich zum Thema Innenstadtentwicklung einiges passiert. Man hat den kommunalen Ordnungsdienst verstärkt, um das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger in der Stadt zu stärken. Das reicht allerdings nicht. Die Stadt ist trotzdem unansehnlich. Das liegt auch nicht unbedingt nur an der Stadtverwaltung. Das liegt auch einfach daran, dass wir zu viel Leerstand haben, dass so viele qualifizierte Einzelhändler weggehen aus Krefeld, sei es bekannte Ketten oder auch der inhabergeführte Facheinzelhandel. Wir haben diese sogenannten Trading-Down-Effekte und da müssen wir uns entschlossen dagegen stellen und vor allem auch die Innenstadt wieder als Magnetfunktion betrachten. Krefeld ist Oberzentrum am linken Niederrhein und die Innenstadt muss eine zentrale Funktion haben für Menschen aus den Stadtteilen, aber auch aus dem Umland, für Einzelhandel, für Kultur, für Gastro und Verwaltung. Und die Menschen müssen eben bequem und gut in die Stadt kommen und sich da auch wohlfühlen. Und das Mobilitätskonzept der Stadt Krefeld zum Beispiel hat da eher eine negative Funktion. Menschen, die ganz normal mit dem Auto in die Stadt fahren wollen, tun es eben nicht mehr, weil man steht an jeder Ampel drei Phasen, man erreicht die Parkhäuser schlecht, die Leute haben da keinen Spaß mehr dran. Und das Argument, was ich dann immer wieder höre, das läge irgendwie am Internet, dass die Menschen immer mehr im Internet bestellen, das mag zum Teil zutreffen, aber an anderen Orten funktioniert der Einzelhandel ja. Wenn man mal nach Düsseldorf zum Beispiel fährt oder nach Oberhausen oder nach Roermond in die einschlägigen Zentren, da fahren ja alle hin. Da ist es voll, da nehmen die Leute richtig weite Wege in Kauf, um da im stationären Einzelhandel ihr Geld auszugeben. Und die Krefelder Innenstadt schafft das nicht, diese Leute anzusprechen. Da muss sicherlich noch mehr passieren."
Sie haben es mehr oder weniger gerade schon gesagt, was läuft nicht gut?
„Man muss noch an vieles weitere ran, der Zustand der Straßen ist extrem schlecht, viele Radwege sind in einem schlechten Zustand, wir müssen die Verkehrsanbindung auf der Schiene verbessern ins Umland, die seit langem diskutierte S-Bahn von Duisburg über Krefeld nach Mönchengladbach ist immer noch nicht da, wird auch nicht konkret, glaube ich, gerade weiterverfolgt. Die Anbindung nach Köln muss auch deutlich zuverlässiger und besser werden, auch wenn jetzt ja dieser Pendelzug mit Oldtimer-Zügen da eingeführt wurde. Und die Strecke nach Kleve muss natürlich auch zweigleisig nördlich von Geldern dann auch ausgebaut werden und insgesamt elektrifiziert werden. Da ist noch einiges zu tun.“
Was ist Ihre Version von Krefeld?
„Wir sollten uns wieder auf unsere alten Stärken besinnen. Krefeld war ja vor vielen Jahrzehnten noch eine wirklich schöne Stadt. Ich bin hier auch in der Krefelder Innenstadt zur Schule gegangen, zum damaligen Arndt-Gymnasium. Krefeld war ja noch bis weit in die 90er Jahre rein eine sehr, sehr lebenswerte Stadt, wo Menschen auch aus dem Umland, aus Geldern, aus Anrath, zum Teil auch aus Düsseldorf tatsächlich Samstags ganz selbstverständlich nach Krefeld in die City fuhren und das waren immer schöne Erlebnisse und ich glaube, wenn wir die Innenstadt wieder aufwerten, wird sich auch der Rest von Krefeld, glaube ich, automatisch mit positiv entwickeln, weil das Image einer Stadt definiert sich ja meistens aus dem Zustand der Innenstadt und wenn wir das schaffen, hier wieder attraktiv zu werden und uns als Oberzentrum vernünftig positionieren, dann wird es auch wieder was.“
Das heißt, die Stadtteile von Krefeld sind ebenso unattraktiv wie die Innenstadt?
„Ganz im Gegenteil. Ich wollte sagen, die Stadtteile sind ja zum Teil sogar noch durchaus in Ordnung. Ich wohne ja auch in einem Stadtteil, in dem Fall in Oppum, fühle ich mich auch sehr wohl. Ich habe auch länger früher in Bockum gewohnt. Es gibt ja schöne Stadtteile, wo man auch wirklich gut wohnen kann und das ist ja auch das, was Krefeld für viele ausmacht. Viele fahren ja gar nicht mehr in die Innenstadt, aber man wohnt halt im Stadtteil nett und fährt dann eben woanders hin, wenn man zentrale Besorgung machen möchte. Klar gibt es natürlich wie in jeder Großstadt auch in Krefeld Ecken, die jetzt nicht ganz so schön sind. Das ist aber bei der Größe der Stadt glaube ich auch normal.“
Teile Ihrer Partei gelten als gesichert rechtsextrem. Was antworten Sie Menschen, die Sie damit konfrontieren?
„Nichtwähler haben andere Parteien noch mehr als wir. Und der Verfassungsschutzbericht mit gesichert rechtsextrem, ich suche ja immer in diesen Berichten, was die da genau vorzutragen haben, weil wenn wir wirklich so eine Partei wären, wie das teilweise in den Medien transportiert wird, wäre ich da wahrscheinlich auch gar nicht mehr Mitglied. Wenn es heißt bei uns würde NS-Ideologie verherrlicht oder solche Dinge. Kenne ich nicht. Ich bin seit elf Jahren dabei, kenne ich überhaupt nicht, Niemanden, auch nach dem achten Bier nicht. Das müssen wahrscheinlich Legenden sein, die uns angedichtet werden. Und in den Verfassungsschutzberichten findet man auch eigentlich nichts Gehaltvolles. Man sieht immer, Wahlprogramm ist okay, die Grundsatzprogramme der Partei sind nicht zu beanstanden. Da findet man nichts. Und dann kommt man mal auf einzelne Redeausschnitte von Leuten, die man sicherlich auch unter Geschmacksaspekten differenziert beurteilen könnte. Aber ich sehe hier überhaupt keinen Anhaltspunkt für eine tatsächliche Verfassungsfeindlichkeit unserer Partei.“
Sie haben gerade gesagt, Sie wären dann nicht mehr dabei. Was müsste passieren, damit Sie nicht mehr dabei sind?
„Wenn unsere Partei den Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verlassen würde, dann würde ich sofort austreten. Auch wenn wir nicht mehr freiheitlich wären, sondern so kollektivistisch würden, sehe ich nicht. Aber das wären für mich so Punkte, wo ich dann tatsächlich austreten würde.“
Ist die Politik der AfD etwas, was Sie wollen für die Zukunft Ihrer Kinder und Ihrer Enkelkinder?
„Im Großen und Ganzen ja, sicher. Dafür machen wir Politik. Das muss ja auch über die eigene Generation hinaus vernünftig weitergehen. Wir brauchen Politik im Interesse unserer deutschen Mitbürger. Das muss das Ziel sein. Und da geht es dann eben darum, jetzt konkret, dass wir die Energiewende wieder ein Stück weit rückabwickeln, dass wir eben wieder sichere und bezahlbare Energie aus dem Ausland bekommen, weil wir sie im Inland eben nicht haben in dem Umfang, dass wir durch dann die gesunkenen Energiepreise auch Arbeitsplätze wieder in Deutschland erhalten können. Wir haben ja sehr viel Abwanderung im Moment hier im Bereich Chemie in Uerdingen, aber auch bei Edelstahl, auch eine größere Gießerei im Krefelder Norden hat Probleme. Da müssen wir natürlich gegenarbeiten, dass wir jetzt wieder hier vernünftige Arbeitsplätze, sichere Arbeitsplätze, qualifizierte Arbeitsplätze haben. Gerne auch im produzierenden Gewerbe. Das ist sicherlich ein ganz wichtiges Ziel.“
Ganz kurz und knapp, warum sollten die Wählerinnen und Wähler Ihnen ihre Stimme geben?
„Weil wir als AfD für ein Deutschland stehen, was eine sichere Zukunft für uns hat, wo die Menschen sich auch wieder sicher fühlen können im öffentlichen Raum, wo wir bezahlbare Energie haben, wo die Menschen wieder den Wohlstand zurückerhalten, den sie früher hatten. Dafür steht alles die AfD und dafür werben wir.“