Familienmodelle am Niederrhein

Der Niederrhein ist bunt! Nicht nur im Bezug auf die Landschaft und die Menschen, sondern auch in der Art, wie wir leben. Familie ist hier schon lange nicht mehr ganz klassisch "Vater-Mutter-Kind". Hier gibt es Patchworkfamilien, alleinerziehende Eltern, gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern oder Großfamilien mit 8 Kindern. Wir haben uns mal verschiedene Familienmodelle angeschaut und stellen sie Euch vor. Dabei sprechen wir natürlich auch über Vorurteile, Klischees und den harten Familienalltag.

Der Hausmann

Kinder bekommen, das heißt in vielen Fällen ja "beruflich zurückstecken". Das war früher so und hat sich bis heute nicht geändert. Was allerdings anders ist: Nicht immer muss die Mutter aufhören zu arbeiten, auch einige Väter am Niederrhein tauschen "Karriere gegen Kinder". Zum Beispiel Heiner Fischer aus Krefeld. Er ist seit gut einem Jahr in Elternzeit und hat diese sogar noch verlängert. Die Mama arbeitet weiter in Vollzeit. So ist immer jemand zuhause, der sich um die Kinder kümmern kann. In dem Fall der Papa. Für Heiner eine Zeit, die er auf keinen Fall missen will. Gerade auf dem Spielplatz bekommt er aber auch immer wieder zu spüren, dass sein Lebensmodell nicht alltäglich ist. Um anderen Vätern Mut zu machen, will er daher in diesem Jahr auch Vaterkurse anbieten, in denen er unter anderem von seinen Erfahrungen berichtet.

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Die junge Mutter

Selina aus Brüggen ist jetzt 26 Jahre alt, ihre Tochter wird demnächst 10. Das heißt, Selina ist mit 16 das erste Mal Mutter geworden. Ein Schritt, den sie absolut nicht bereut. Trotzdem war es oft hart. Zum Beispiel in der Ausbildung. Da musste sie dann doch mal schmunzeln, wenn sich Klassenkameraden über die anstrengenden Ferien beschwert haben, sagt sie. Denn ihr Alltag mit kleinem Kind hat ihr oft Alles abverlangt. Auf Partys gehen und Feiern war daher für sie lange Zeit undenkbar. Auch beim Arzt oder in der Kita musste sich Selina jedes Mal auf's Neue beweisen und zeigen, dass sie Verantwortung übernehmen kann. Mittlerweile hat sie sich aber gut in ihre Rolle eingearbeitet. Für die Mamas in ihrer Situation hat sie noch einen guten Rat: " Seid nicht zu stolz, nehmt auch mal Hilfe an!"

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Die Großfamilie

Bei Familie Nytus aus Kempen ist immer was los. Mama Luise hat nämlich 8 Kinder! Die sind zwischen 14 und 38 Jahre alt und alle Wunschkinder! Bei so einer großen Familie wird dann natürlich jeder Ausflug zu einem großen Erlebnis, auch der Wocheneinkauf kann dann immer etwas länger dauern, wenn Mama Luise die Zutaten kistenweise kauft. Bei so vielen Kindern ist Urlaub natürlich nicht möglich, den Kindern hat aber trotzdem nie was gefehlt, sagt Luise. Ist sie mit ihrer Familie unterwegs, muss sie sich aber von anderen Leuten häufig dumme Sprüche anhören, weil die ihr Familienmodell nicht nachvollziehen können. Obwohl alle viel verzichten mussten und es auch oft stressig war, würde sie alle Kinder noch mal bekommen, hat Luise uns verraten. Für sie ist ihre Familie nämlich das größte Glück.

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Die Patchwork-Familie

Wenn Eltern sich trennen und dann in neuer Konstellation zusammenfinden, dann muss das nicht immer schief gehen. Das zeigt das Beispiel von Alice aus Krefeld. Mit Ihrem Partner hat sie zwei gemeinsame Kinder. Er hat dazu noch zwei weitere Kinder von zwei anderen Frauen in die Beziehung gebracht. Also vier Kinder, drei Mütter und ein Vater. Nicht alle wohnen aber unter einem Dach, die Kinder ihres Partners wohnen bei ihren Müttern. Wenn die dann zu Besuch kommen, gibt es auch schon mal Streit über Regeln oder Erziehungsmethoden. Im Großen und Ganzen funktioniert das Modell Patchwork für Alice aber sehr gut.

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Die alleinerziehende Mutter

Esther Patzelt aus Hüls hat drei Jungs im Alter von 6, 10 und 13. Das alleine ist ja schon eine große Aufgabe, aber Esther stemmt das Ganze zusätzlich noch alleine. Von dem Vater ihrer ersten zwei Söhne hat sie sich getrennt, mit dem neuen Partner hat es leider auch nicht lange gehalten. Jetzt ist sie schon seit ein paar Jahren alleinerziehend. Eine Aufgabe, an der sie gewachsen ist und die sie stark gemacht hat, sagt sie. Denn drei Jungs alleine zu erziehen ist eine große Herausforderung, gerade wenn es niemanden gibt, mit dem man sich absprechen kann. " Da ist man dann halt immer der Buhmann", meint Esther. Trotzdem bekommt sie auch viel Liebe und Zuneigung von ihren Kindern zurück, hat sie uns erzählt. Viel Zeit für Freunde oder Freizeit bleibt als Alleinerziehende Mama allerdings nicht, weil man dann immer auf Betreuung angewiesen ist. Und auch finanziell war es oft eng bei Esther. In dieser Woche hatte sie seit vielen Jahren ihren ersten Arbeitstag. Die Jobsuche war schwierig, da nicht alle Arbeitgeber mit ihrem Familienmodell einverstanden waren. Jetzt ist Esther aber glücklich über den Neustart und will weiter in ihre Zukunft investieren. Die würde sie auch gerne wieder mit einem Partner verbringen. Aber nicht nur das, Esther ist außerdem auf der Suche nach einer Leih-Oma, die zum Beispiel mit den Kindern spielt und die kleine Familie etwas unterstützt. Denn die eigenen Großeltern leben leider zu weit weg! Hättet Ihr Lust? Dann meldet Euch doch bei uns!

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Zwei Mamas

Wenn Milan in den Kindergarten gebracht wird, dann sind alle immer ganz erstaunt. Denn Milan hat nicht nur eine Mama, sondern gleich zwei. Antonie Jäkels lebt nämlich mit einer Frau zusammen. Um sich den Kinderwunsch zu erfüllen, sind beide in die Niederlande zu einer Kinderwunschklinik gefahren. Antonie wurde dann eine Eizelle entnommen, die dort befruchtet wurde. Ihre Lebensgefährtin hat diese dann ausgetragen, woraus dann der kleine Milan entstanden ist. Ein Lebensmodell mit dem alle gut klar kommen. Zur der kleinen Familie gehören übrigens auch noch zwei Hunde und vier afrikanische Riesen-Schnecken. Eine besonders bunte Familie!


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Papa, Mama und zwei gute Freunde

11 Jahre lang war Christian Strompen mit einer Frau verheiratet. Die beiden sind schon früh zusammengekommen, haben zwei Kinder. Dann hat Christian sich aber für ein Leben mit einem Mann entschieden. Der große Familienkrach ist jedoch ausgeblieben. Mama, Papa und die zwei Kinder haben sich gemeinsam an einen Tisch gesetzt und vernünftig über die Sache gesprochen. Die Kinder sind dann ganz unterschiedlich mit der Sache umgegangen. Für die Tochter war es das Normalste der Welt, der Sohn hatte anfangs seine Problemem damit. Mittlerweile sind aber alle als Team zusammengewachsen. Feste werden zusammengefeiert, Christian erzieht die Kinder gemeinsam mit seiner Frau. Die ist für ihn wie eine beste Freundin. Und auch die neuen Partner kommen gut mit dem Modell klar, sind sowas wie gute Kumpel für die Kinder. In Zukunft könnte sich Christian sogar noch Familienzuwachs vorstellen!

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