Der Himmel am Niederrhein: Der Milliardär und der Schrott


Die Internationale Raumstation – kurz ISS – befindet sich wenige Sekunden 408km über dem Niederrhein. Kommandant Chris Cassidy gibt eine Kurskorrektur in Auftrag. Diese ist wichtig – denn es nähern sich zentimetergroße Trümmerstücke. Bei der Geschwindigkeit könnten selbst die kleinen Stückchen die ISS zerstören. 16 mal schafft es die ISS am Tag um die Erde. Seit November 2000 ist die Raumstation durchgehend bewohnt. Im Moment sind es fünf Astronauten - Drei kommen aus den USA, zwei aus Russland. Sie bleiben mehrere Monate dort oben und arbeiten an verschiedenen Forschungsprojekten.

© ESA

100km über der ISS ziehen die Starlink-Satelliten vorbei. Das sind 60 kleine Satelliten, die wie an einer Schnur gezogen über uns hinwegziehen. Starlink – das ist das neue Projekt von Elon Musks Firma Space X – und soll schnelles Internet auf die ganze Welt bringen. Und über den Starlink-Satelliten zieht schließlich der russische Kommuniktions-Satellit Molnija über uns hinweg. Der Satellit dient der Übertragung von Farbfernsehen, Telefonkanälen und wird häufig vom russischen Militär genutzt.

So spektakulär sind die 60 Starlink-Satelliten, die über uns hinwegziehen.

Insgesamt gibt es 20.000 Satelliten, die zur Zeit um die Erde kreisen. Geostationäre Satelliten, wie Astra oder Eutelsat, bleiben dort für mehrere Millionen Jahre. Die Satelliten aber, die in bis zu 600km um die Erde kreisen stürzen nach etwa 10 Jahren wieder ab– aber keine Angst – das meiste Verglüht beim Erdeintritt. Dennoch treiben einige noch Jahrzehnte weiter durchs All – und kollidieren dann eventuell mit anderen Objekten. Und die Schrottteile fliegen noch Jahrzehnte um die Erde. Um die Erde herum gibt es so viele Schrottteile – würde man sie alle kurz aufleuchten lassen – die Erde wäre kurzzeitig vom Mars nicht mehr zu sehen.

Astronomen haben es schwer

Und der Weltraumschrott nimmt zu. Bis 2027 will SpaceX insgesamt bis zu 40.000 Satelliten in die Erdumlaufbahn schießen. Damit gibt es dann fünfmal mehr Satelliten gleichzeitig im Himmel, als es bisher insgesamt gegeben hat. Und nicht nur, dass es dadurch am Nachthimmel ordentlich wimmelt – die Satelliten machen auch unseren Nachthimmel heller. Das macht es vor allem Astronomen zunehmend schwerer den Nachthimmel zu beobachten. SpaceX-Chef Elon Musk hat zwar bereits reagiert, und die künftigen Satelliten sollen dunkler sein, um weniger Licht zu reflektieren, jedoch sind die Geräte dadurch anfälliger für Ausfälle, da sie mehr Energie absorbieren.

Objekte über 1mm sichtbargemacht: So viel Schrott kreist um die Erde.© ESA
Objekte über 1mm sichtbargemacht: So viel Schrott kreist um die Erde.
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Luftraum ist frei

Ab etwa 50 km über uns beginnt die Stratosphäre – und darunter sieht es viel freier aus. Während der Corona-Krise hat der Luftverkehr um etwa 85% abgenommen. Dennoch ist davon auszugehen, dass innerhalb einer Stunde immer gerade ein künstliches Objekt über uns hinwegzieht – das es aber außerirdischen Ursprungs ist – das ist leider immer noch sehr unwahrscheinlich.

Um 85% Prozent ist der Luftverkehr während der Corona-Krise eingebrochen. Das sehen wir auch am Himmel über dem Niederrhein.© flightradar24
Um 85% Prozent ist der Luftverkehr während der Corona-Krise eingebrochen. Das sehen wir auch am Himmel über dem Niederrhein.
© flightradar24

Podcast: Der Himmel über dem Niederrhein mit Rolf Liedgens

Welle Niederrhein-Reporter Philipp Lessig hat mit Rolf Liedgens gesprochen, dem Vorsitzenden der Vereinigung Krefelder Sternenfreunde (VKS) um mit ihm über unseren Nachthimmel zu sprechen. Was machen wir mit dem ganzen Weltraumschrott? Was können wir am Nachthimmel am Niederrhein alles beobachten und wo sind die besten Sternenhimmel-Hotspots am Niederrhein. Könnt ihr hier hören oder downloaden:

© Welle Niederrhein