Das Kassenbon-Experiment

Seit zwei Wochen gibt es in Deutschland die Kassenbon-Pflicht und wir alle sind genervt! Seit Anfang des Jahres bekommen wir jetzt überall, egal ob beim Bäcker oder beim Friseur so ein Papierchen in die Hand gedrückt, obwohl wir den Bon eigentlich überhaupt nicht brauchen. Dann landet der natürlich im Müll. Aber wie viel Müll kommt da eigentlich zusammen? Das haben wir uns mal gefragt! Deswegen starten wir in dieser Woche ein Experiment!

Das Experiment

Wir gehen hier morgens eigentlich immer sehr regelmäßig zum Bäcker und holen uns da unser belegtes Brötchen oder einen frischen Kaffee. Diese Woche nehmen wir da noch was anderes mit, nämlich die Kassenbons, die sich am Vortag so angesammelt haben. Also die Bons, die die Kunden nicht haben wollten. Die würden sonst bei der Bäckerei im Müll landen, wir nehmen sie mit. Das machen wir die ganze Woche und am Freitag schauen wir mal, ob wir damit schon unsere Redaktion tapezieren können, oder ob das doch weniger Müll ist, als wir denken. Wir glauben, dass da eine ganze Menge zusammenkommt!


Ihr könnt mitraten!

Was glaubt Ihr, wie viele Kassenbons kommen am Ende der Woche zusammen? Ratet mit! Wenn Ihr die richtige Zahl tippt, dann wartet auf Euch eine Überraschung!

Tag 1

Wir haben den ersten Sack mit Kassenbons in der Stinges-Filiale am Ostwall in Krefeld abgeholt und sind wirklich überrascht, wie viele da an einem Tag zusammengekommen sind!

Tag 2

Unsere Reporterin holt den nächsten Sack ab©
Unsere Reporterin holt den nächsten Sack ab
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Das Ergebnis

Unglaubliche 2.442 Kassenbons sind in dieser Woche zusammengekommen - und das in nur einer Woche! Da ist wirklich eine wahnsinnige Zahl.

Wir hätten nicht gedacht, dass einer von Euch die genaue Anzahl errät. Aber Mirjam Kirch aus St. Tönis war tatsächlich sehr nah dran, sie hat sich nur um zwei Kassenbons verschätzt! Dafür hat sie von uns natürlich noch eine schöne Überraschung bekommen. Sie hat einen Gutschein für Zwei in der Bäckerei Stinges gewonnen, ein Welle Niederrhein-Fanpaket und obendrauf durfte sie sich noch einen Kassenbon aus unserer Kiste ziehen. Die Waren auf dem Zettel darf sie sich jetzt auch noch bei Stinges aussuchen. Dafür ist sie morgens extra noch bei uns in der Redaktion vorbeigekommen. Cool, dass du da warst!

Die Gewinnerin Mirjam Kirch aus St.Tönis©
Die Gewinnerin Mirjam Kirch aus St.Tönis
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Wieso eigentlich die Bon-Pflicht?

Bäckereien, Friseurläden und Restaurants und viele andere Händler am Niederrhein müssen seit Anfang des Jahres für jeden Kunden einen Kassenbon ausdrucken. Der Handelsverband Krefeld-Kempen-Viersen hat kein Verständnis für die neue Regelung. Der Handelsverband spricht von einer unnötigen Bürokratie. Das neue Gesetz verpflichte zwar zur Abgabe eines Bons, der Kunde sei aber nicht verpflichtet, den Bon auch anzunehmen, sagt Geschäftsführer Markus Ottersbach. Anders als einige Ladenbesitzer am Niederrhein glaubt er nicht, dass deutlich mehr Papiermüll produziert wird. Schon jetzt würden oft Bons standardmäßig gedruckt und dann weggeworfen, wenn der Kunde ihn nicht möchte, so Ottersbach. Mit der neuen Kassenbon-Pflicht will das Bundesfinanzministerium Steuerhinterziehung verhindern. Laut dem Kempener Bundestagsabgeordneten Udo Schiefner (SPD) sind dem Staat ohne die Kassenbon-Pflicht in der Vergangenheit rund 10 Milliarden Euro Steuern jährlich durch die Lappen gegangen.

Entsorgung

Die Kassenbons loszuwerden ist gar nicht so einfach, wie man vielleicht denkt. Denn die Kassenbons sind auf Thermopapier gedruckt und deshalb kann man die nicht einfach in den Papiermüll werfen. Die Beschichtung enthält nämlich giftige Chemikalien, die sonst in die Umwelt gelangen könnten. Deswegen IMMER alle Kassenbons in den Restmüll werfen, sagt das Umweltbundesamt. Gilt auch für die Bäcker. Die müssen sogar extra noch drauf zahlen für die Entsorgung, hat uns eine Verkäuferin bei Stinges in Krefeld erzählt.

Alternativen?

In unserem digitalen Zeitalter gibt es natürlich für alles eine App, auch für Kassenbons! Zum Beispiel in den Rewe Märkten in Krefeld und dem Kreis Viersen . Mit einem Rewe-Kundenkonto und einer Payback-Karte können wir so die Kassenbons ganz einfach online verwalten und bekommen die nicht mehr ausgedruckt. Auch andere Anbieter tüfteln gerade an einer App dafür. Zum Beispiel Bill.less oder wunderbon. Da schickt uns die Kasse den Bon dann direkt auf das Handy. Mit einigen Apps können wir die dann sogar noch sortieren und ordnen. Also echt ganz praktisch. Problem ist nur: Die meisten Apps sind noch nicht fertig entwickelt und wenn die an den Start gehen, dann braucht man oft auch Kassen mit einer speziellen Software, damit das überhaupt funktioniert.

Das sagen die Politiker

So sehr wir uns auch über diese Pflicht aufregen, viele Politiker haben für Ihre Einführung gestimmt. Zum Beispiel Udo Schiefner aus Kempen. Der sitzt für die SPD im Bundestag. Er hält nachwievor an dieser Kassenbonpflicht fest und sagt: Die ist durchaus sinnvoll.!

© Welle Niederrhein

Das sagen die Händler

Wir haben mit einigen Bäckereien hier am Niederrhein gesprochen. Zum Beispiel mit der Bäckerei Greis aus Willich und Carlotta Stinges von der Bäckerei Stinges. Alle sind genervt von der neuen Kassenbon-Pflicht, weil dadurch mehr Müll anfällt. Mehr als doppelt so viel, wie vor der Pflicht. Aber auch die Entsorgungskosten steigen und es müssen mehr Bonrollen angeschafft werden.Eigentlich braucht die Bäckerei eine Kiste voll mit Bon-Rollen im Monat - die kostet 200Euro. Jetzt brauchen sie doppelt so viel - also auch doppelt so viele Kosten und doppelt so viel Müll. Außerdem nimmt kaum einer der Kunden den Kassenbon mit, die meisten bleiben auf der Theke liegen.

© Welle Niederrhein
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Vielleicht konnten wir ja mit unserer Woche noch mehr Bewusstsein für das Thema schaffen!