Das Drogenhilfezentrum in Krefeld - wie kommt es an?

Mit dem Drogenhilfezentrum wollte die Stadt Krefeld auch gegen den öffentlichen Drogenkonsum vorgehen- nicht unbedingt mit Erfolg, sagen zumindest viele Anwohner in der Innenstadt.

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Das Drogenhilfezentrum der Stadt Krefeld ist Teil des städtischen Konzepts "Helfen und Handeln". Die Stadt will damit ein Angebot für suchtkranke Menschen schaffen, um ihnen einen sicheren Konsum zu ermöglichen und sie außerdem mit anderen Hilfsangeboten in Kontakt zu bringen. Ziel ist es auch, den öffentlichen Drogenkonsum, etwa auf dem Theaterplatz, zu unterbinden und damit für alle Krefelder wieder eine angenehmere Atmosphäre in der Innenstadt zu schaffen.

Stadt ist zufrieden mit den ersten Ergebnissen

Am 13. März 2023 ist das Drogenhilfezentrum auf der Schwertstraße an den Start gegangen. Und schon direkt zu Beginn wurde es laut Stadt sehr gut angenommen. Mittlerweile nutzen demnach rund 130 Konsumenten regelmäßig die Angebote, wie den Drogenkonsumraum oder auch den Tagestreff Café Pause, in dem sie Tee, Kaffee oder auch ein Frühstück bekommen können. Auch die Duschen und Waschmaschinen werden regelmäßig benutzt - und jeden Monat kann das Drogenhilfezentrum nach eigenen Angaben einige neue Menschen mit dem Angebot erreichen. Die Stadt schätzt, dass es insgesamt etwa 150 Menschen gibt, die der Krefelder Drogenszene zugerechnet werden. Viele konnten demnach jetzt langfristig an das DHZ gebunden werden und kommen so auch mit anderen Hilfangeboten der Stadt in Berührung.


Nach der Auflösung der Szene auf dem Theaterplatz habe man beobachten können, dass sich einige suchtkranke Menschen komplett aus Krefeld zurückgezogen haben und jetzt in anderen Städten aktiv sind, wie Moers oder Duisburg, berichtet die Caritas. Dafür seien einige neue Menschen dazugekommen, die nun das Angebot auf der Schwertstraße wahrnehmen. Die meisten seien sehr dankbar für das Angebot, berichtet auch Delk Bagusat, Vorsitzender der Caritas, die das Drogenhifezentrum betreibt.

Es gibt sehr viele, die dankbar sind, dass sie einen Raum haben, wo sie sich unbeaobachtet aufhalten können. Vor allem in Situationen, in denen es ihnen schlecht geht. Damit sie sich nicht immer wieder im öffentlichen Raum dafür rechtfertigen müssen, dass sie überhaupt da sind. Delk Bagusat - Vorstand der Krefelder Caritas
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Auch Krefelds Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen blickt zufrieden auf die ersten acht Monate des Drogenhilfezentrums. Man sei auf einem guten Weg und hätte schon erste positive Veränderungen in der Krefelder Innenstadt anstoßen können, bilanziert sie gemeinsam mit Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer. Knapp 1.300 Konsumvorgänge, also der Konsum von Drogen auf unterschiedliche Weise, habe es im vergangenen Monat im Konsumraum gegeben - und das sei eine große Erleichterung für die Krefelder, heißt es. Denn dieser Konsum finde nun nicht mehr auf der Straße statt. Gleichzeitig habe man nun auch mehr Möglichkeiten, um den öffentlichen Drogenkonsum zu unterbinden. Der Kommunale Ordnungsdienst, Sozialarbeiter und auch die Poizei seien dazu in gemeinsamen Teams unterwegs, die sich bewährt hätten. Die Ordnungswidrigkeiten in der Innenstadt seien laut Stadt seitdem auch deutlich zurückgegangen.

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Gleichzeitig will sich die Stadt aber auch nicht auf ihren Erfolgen ausruhen. Laut Sabine Lauxen gibt es noch einiges zu tun. Wo genau noch Bedarf für Verbesserungen ist, wollen alle Beteiligten in den nächsten Wochen und Monaten noch einmal genauer besprechen. Zum Beispiel soll es auch um eine mögliche Erweiterung der Öffnungszeiten gehen. Aktuell hat das Drogenhilfezentrum täglich von 10-18 Uhr geöffnet. Klar sei aber, dass der Drogenkonsum zu jeder Tages- und Nachtzeit stattfinde, so die Stadt.

Anwohner sind enttäuscht

Die Arbeit, die im Drogenhilfezenrum gemacht wird, ist wirklich klasse. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Der Drogenkonsum findet nach wie vor woanders statt - Uwe Esser, Bürger fürs Quartier

Schon vor dem Start des Drogenhilfezentrums hatten sich viele Anwohner gegen die Einrichtung in ihrem Viertel gewehrt. Mehrere Bürgerinititativen hatten massiv dagegen protestiert - aus Sorge, dass sich die Zustände in ihrem Viertel dadurch verschlechtern. Jetzt, etwa acht Monate nach dem Start, sehen sie ihre Befürchtungen bestätigt. Die Lage habe sich deutlich verschlimmert, berichten etwa Irene Stapper-Vahling und Uwe Esser, zwei Vorsitzende der Bürgerinititative Bürger für's Quartier. Seit der Einrichtung des Dogenhilfezentrums würden sich deutlich mehr Drogenkranke in dem Viertel aufhalten, die auf öffentlicher Straße Drogen konsumieren, in den Hauseingängen lagern und ihren Müll überall hinterlassen. Dadurch würden sich viele Menschen in dem Viertel gerade abends unsicher fühlen, einige hätten auch schon in zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen, wie Gitter vor den Hauseingängen, investiert.

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Kontrollieren soll das eigentlich der Kommunale Ordnungsdienst. Laut Stadt wurde der personell aufgestockt und soll regelmäßig in der Innenstadt und rund um das Drogenhilfezentrum Streife fahren. Viele Anwohner haben mittlerweile schon eine Standleitung zu den Mitarbeitern. Die rücken zwar auch oft aus, wenn sie einen Hinweis bekommen, das Problem löse das aber meistens nicht, berichten Stapper-Vahling und Esser. Fährt der KOD wieder, machen die Suchtkranken meistens ein paar hundert Meter mit ihrem Drogenkonsum weiter, so ihre Erfahrung. In vielen Fällen schreite der KOD aber auch gar nicht ein und fahre einfach vorbei.

Wenn man abends rausgeht, hat man das Gefühl, dass die Situation immer bedrohlicher wird. Man fühlt sich abends unwohl. Anwohner am Luisenplatz.

Zumindest am Luisenplatz scheint die Präsenz des KOD allerdings Wirkung gezeigt zu haben. Nachdem die Drogenszene auf dem Theaterplatz aufgelöst wurde, haben sich viele zu Beginn hier gesammelt. Die Stadt hat darauf mit einer mobilen Wache des KOD reagiert. Seitdem beobachten Anwohner eine leichte Besserung. Trotzdem bleibt bei vielen ein ungutes Gefühl, gerade in den Abendstunden. Statt einer großen Ansammlung gebe es jetzt mehrere kleinere Grüppchen, die sich über die Innenstadt verteilen, berichten viele.

Der KOD am Luisenplatz© Stadt Krefeld
Der KOD am Luisenplatz
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Laut Stadt sind sowohl der Krefelder Werbering als auch der Handelsverband sehr zufrieden mit der Entwicklung in der Innenstadt. Einigen Einzelhändlern macht die Situation allerdings auch Sorgen. Kunden würden sich unwohl fühlen und nicht mehr so gerne kommen, auch die Beschaffungskriminalität habe zugenommen, berichtet zum Beispiel Einzelhändler Jörg Giesen. In seinem Laden auf der Rheinstraße würden zunehmend Menschen auftauchen, die er dann hinaus bitten müsste. Den Hauseingang hat er mit einem Rolltor gesichert, bei den Nachbarn stapele sich aber morgens Müll und Unrat, erzählt er.

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Mehr Verständnis

So groß der Ärger über die Situation bei einigen Anwohnern auch ist, viele haben auch Verständnis. So wie Dorla Beth, Küsterin in der Friedenskriche am Luisenplatz.

Es ist nicht schön, aber wir müssen einfach mt den Leuten leben. Das ist ja ein Stück weit auch eine Krankheit und wir kennen die Situtation der Menschen nicht.

Trotzdem fragen sich viele, ob die Stadt nicht noch mehr tun könnte, um den Menschen zu helfen und sie vor allem von der Straße und den Drogen wegzuholen. Einge wünschen sich mehr Hilfsangebote. Für die "Bürger fürs Quartier" ist das allerdings nicht genug. Sie wollen, dass ein anderer Standort für das Drogenhilfezentrum gefunden wird. Am Besten in einem Viertel, dass besser dafür gerüstet ist. Dafür wollen sie sich auch weiter stark machen.

Eure Fragen und Reaktionen

Was sagt Ihr zu dem Thema? Schreibt uns gerne Eure Fragen und Erfahrungen mit dem Thema bei Whatsapp. Die Nummer ist folgende: 02151 50 60 70. Wir leiten Eure Fragen dann an Krefelds Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen weiter. Das ganze Interview mit ihr könnt Ihr dann in Kürze hier nachhören.


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