Älter, größer, anders - Fakten zu unseren Martinszügen

Der Stadtfackelzug in Dülken, der Kempener Schulkinderzug oder der St. Martinszug in St. Tönis - am Niederrhein gibt es viele verschiedene Wege, St. Martin zu feiern. Die wichtigsten Infos und ältesten Bräuche findet ihr hier!

© Martinsverein Dülken

Der älteste Martinszug

Der Niederrhein ist die Wiege der Martinstradition. Doch wo hat es die ersten Umzüge gegeben? Darüber ist man sich bis heute nicht einig. Die katholische Kirche berichtet von den ersten Zügen in Düsseldorf um 1890. Das kann Dülken schlagen: Historiker berichten, dass der erste Stadtfackelzug schon 1867 durch die Dülkener Straßen gezogen ist. Ursprung des Umzuges soll ein Fest sein, das am 10. November 1866 für die heimgekehrten Soldaten aus dem Deutsch-Deutschen Krieg gefeiert wurde. Das hatte den Bürgern von Dülken so gut gefallen, dass sie ihn 1867 wiederholten - diesmal aber zu Ehren des Heiligen Martin. Eine Tradition war geboren!


Doch es geht noch früher! Im Krefelder Stadtarchiv lässt sich ein Tagebucheintrag finden, in dem ein gewisser Carl Rudolf Vogelsang am 10. November 1833 von einer St. Martinsfeier in St. Tönis berichtet. Dort sollen über 100 Kinder mit leuchtenden Fackeln durch den Ort gelaufen sein. Der Zug war allerdings noch ungeordnet und nicht geplant. Erst 1881 wurde beschlossen, einen offiziellen Martinsumzug zu organisieren.

Der größte Martinszug

Hier gibt es am Niederrhein keine Diskussion: Gegen den Besucherandrang in Kempen kommt bundesweit kaum ein Martinszug an. Seit 1884 wird St. Martin in Kempen gefeiert - und viele Bestandteile der Tradition haben sich seitdem nicht geändert. Nach wie vor dürfen sich die Kinder nach dem Zug auf die Süßtüten - die in Kempen bekannten Bloes - freuen. Auch das Feuerwerk an der Kurkölnischen Burg und das Martinsfeuer auf dem Buttermarkt sind fester Bestandteil des Martinsfestes in Kempen.


Allerdings sind die Zeiten für so große Feste nicht immer rosig. 1939, kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges, wäre der Kempener Martinszug fast ausgefallen. 1943 wurde er von den Luftangriffen der Alliierten überschattet, in der Nachkriegszeit waren die Martinstüten für die Kinder nur schwer zu füllen.


Heute steht der Martinszug in Kempen vor ganz anderen Herausforderungen. Sicherheitskonzepte und Brandschutzverordnungen machen der Verwaltung die Organisation immer schwieriger. Wenn sich tausende Schulkindern und zehntausende Besucher durch die enge Kempener Innenstadt drängen, fällt es schwer, den Überblick zu behalten.


Doch das alles ist den Kempenern nicht zu viel. Sie spenden - nicht nur Geld, sondern auch Zeit für die geliebte Martinstradition. Wie sehr die Stadt ihre Tradition liebt, können seit 2004 auch Besucher direkt erkennen. Seitdem steht ein Martinsdenkmal auf dem Buttermarkt. Zu sehen ist aber nicht St. Martin in der berühmten Bettlerszene, sondern die eigentlich Hauptakteure an St. Martin: Kinder mit Laternen, die sich über Süßigkeiten - oder eher: Bloes - freuen.

Mühle schlägt Martin - Der Dülkener Stadtfackelzug

© Martinsverein Dülken
© Martinsverein Dülken

Fackeln statt Laternen und eine Mühle statt St. Martin - das ist der Stadtfackelzug in Dülken. Der Umzug gehört zu einem der Highlights in der niederrheinischen Martinssaison - und das nicht nur, weil er einer der ältesten Martinsumzüge ist. Der Stadtfackelzug in Dülken ist... einfach anders!


Mühle schlägt Martin! Das heißt es in Dülken seit über 125 Jahren. Denn: Nicht St. Martin führt den Zug an, sondern eine große Mühle. Dementsprechend gibt es am Ende auch kein Martinsfeuer, stattdessen wird eine Strohmühle verbrannt. Diese Tradition lieben die Dülkener so sehr, dass sie im neuen Stadtpark an der Melcherstiege extra einen Mühlenberg eingerichtet haben, auf dem die Mühlenverbrennung auch gut sichtbar für alle inszeniert werden kann.

Die Dülkener können aber auch mit Traditionen brechen. 1945 führte tatsächlich ein St. Martin den Umzug an. Das stieß auf viel Zuspruch. Im darauffolgenden Jahr entschied der Martinsverein sich aber ganz knapp gegen einen Reiter - und die Mühle war zurück.