OB Meyer zu KFC: "Übles Foulspiel"

Zwischen dem KFC Uerdingen und der Krefelder Stadtspitze gibt es gerade mächtig Streit. Dabei geht es hauptsächlich um den Ausbau der Grotenburg. KFC-Boss Mikhail Ponomarev hat bei einem Fan-Hearing am Mittwoch (09.09.2020) öffentlich seine Enttäuschung darüber geäußert, dass die Stadtverwaltung den Verein nicht über die Stadionsanierung informiere.

© Frank Meyer

„Dabei ist das Stadion das Herzstück eines Vereins“, sagte Ponomarev. Er beklagte außerdem, dass der Fußball-Drittligist auch in der dritten Saison in Folge in einer fremden Stadt spielen muss. Ein großes Ärgernis ist längst auch das fehlende Trainingsgelände. Die KFC-Jugend steht ab Dezember ohne Platz da, weil der Kunstrasen an der Grotenburg dem Zoo geopfert wird.

Ponomarev forderte die Stadt auf, den Verein finanziell zu unterstützen und polterte: "Sie haben immer gesagt, dass sie uns helfen würden, wenn wir weiter nicht in Krefeld spielen, weil die Stadt die Grotenburg nicht fertig bekommt." Aber laut dem KFC-Präsidenten soll es während der Mietverhandlungen mit dem Stadionbetreiber in Düsseldorf wochenlang keinen Kontakt zwischen Stadtspitze und Verein gegeben haben.


Meyer: "Wir lassen uns nicht erpressen"

Oberbürgermeister Frank Meyer hält die Angriffe für ein „übles Foul“. In einer umfangreichen Stellungnahme stellt er klar:

„Die Behauptung, die Stadt Krefeld habe den KFC Uerdingen alleine gelassen und nicht ausreichend unterstützt, empfinde ich als übles Foul. Sie wird nicht dadurch wahrer, dass man sie bei jeder Gelegenheit wiederholt.

Zur Sache: Die Stadt Krefeld investiert nach einer Entscheidung des Rates rund elf Millionen Euro in die Sanierung des Grotenburg. Der KFC Uerdingen erhält dadurch – ohne eigene Mittel aufwenden zu müssen – ein modernes, spielfertiges Stadion für den Profifußball-Betrieb in der 3. Liga, mit der Option eines weiteren Ausbaus für die 2. Liga unter finanzieller Beteiligung des Vereins.

Die Gründe für dieses Engagement sind vielfach genannt worden: Der Verein ist Teil der Stadtidentität, viele Krefelder sind mit den Besuchen in der Grotenburg groß geworden. Sie sollen die Spiele des KFC Uerdingen so bald wie möglich wieder im ‚Wohnzimmer‘ des Vereins erleben können. Ein erfolgreicher KFC Uerdingen in einem sanierten Stadion hat das Potenzial, dauerhaft zu einem Aushängeschild der Stadt Krefeld zu werden.

Verbindliche Verhandlungen mit dem KFC Uerdingen gestalten sich jedoch leider häufig schwierig. So wurden im November 2018 Gespräche mit dem Verein über die Gründung einer Stadiongesellschaft aufgenommen. Damit hätte man die Grotenburg schneller, effizienter und auch gleich zweitligatauglich ausbauen können. Nach vielen Gesprächsrunden und 13 verschiedenen Versionen eines Vorvertrags (Letter of Intent), der am Ende als unterschriftsreif gelten konnte, wie die Vereinsführung auch öffentlich erklärt hat, kam im Mai 2019 ohne Angabe von Gründen die überraschende Absage seitens des KFC für das Vorhaben. Dadurch ist mehr als ein halbes Jahr verloren gegangen, das sonst für die Sanierung zur Verfügung gestanden hätte. Nach dem Scheitern der Verhandlungen im Mai 2019 begann bereits im Juni das Vergabeverfahren zur Ertüchtigung der Grotenburg.

Im November 2019 wurde der Vertrag mit dem Büro `Albert Speer + Partner´ geschlossen. Im Zeitraum eines Jahres hatte die Stadt Krefeld somit eine Machbarkeitsstudie, zwei Ratsbeschlüsse mit allen notwendigen Gremienvorläufen sowie ein komplettes zweistufiges, europaweites Ausschreibungsverfahren mit Vertragsabschluss auf den Weg gebracht. In dieser gesamten Zeit wurden bereits verschiedene Instandhaltungsarbeiten an der Grotenburg vorgenommen (z.B. Trinkwasser, Entwässerung, Heizung, Lüftung, Sanitär, Glasfassaden, Dachabdichtung). Auch viele notwendige Vorarbeiten zur Sanierung wurden bereits in dieser Zeit geleistet (Vermessung, Überprüfung, Mängelbeseitigung, verschiedene Gutachten). Der Vorwurf, die Stadt habe sich bei der Sanierung zu viel Zeit gelassen, lässt sich anhand dieser Abläufe klar widerlegen.

Über den Fortgang der Arbeiten am Stadion und der Planung für die Sanierung wird der KFC Uerdingen fortlaufend unterrichtet. Im März haben Vertreter des Vereins an einem gemeinsamen (virtuellen) Fan-Hearing im Rathaus teilgenommen, in dem die Pläne ausführlich vorgestellt und eingehend beschrieben wurden. Auch über die weiteren relevanten Schritte wurden die Verantwortlichen seitens der Stadt Krefeld ständig unterrichtet. Zuletzt am Tag des neuerlichen Fan-Hearings am Mittwoch dieser Woche hat die Stadt Krefeld die Vereinsspitze über den aktuellen Stand der Sanierungspläne informiert. Somit ist auch die Aussage am gleichen Mittwoch, dem Verein lägen keine Informationen über den Ausbau vor, absolut unhaltbar.

In Bezug auf die Trainingsmöglichkeiten für den KFC Uerdingen hat die Stadt Gespräche zwischen dem KFC und dem SC Bayer Uerdingen initiiert und beratend begleitet. Auch dank dieser Vermittlerrolle konnten sich die Vereine schließlich auf einen Vertrag zur Nutzung der Trainingsmöglichkeiten am Löschenhofweg einigen.

Die Jugendmannschaften des KFC können noch bis Mitte Dezember an der Grotenburg trainieren. Die dann notwendige Verlagerung muss wegen der Sanierung des Stadions erfolgen. Ein Zusammenhang mit der geplanten Erweiterung des Zoogeländes besteht nicht. Um den Jugendmannschaften des KFC nach dem Umzug einen geordneten Trainings- und Spielbetrieb zu ermöglichen, bemüht sich die Stadt in Abstimmung mit dem Verein um Lösungen.

Zum Mietvertrag mit dem Stadionbetreiber in Düsseldorf: Auch hier haben wir den KFC Uerdingen nach Kräften unterstützt. Ich habe mich sogar persönlich in Düsseldorf mehrfach telefonisch und per Brief für den Verein eingesetzt. Dies gilt für die Erstanmietung, die Verlängerung des Mietvertrags und die jetzigen Versuche, eine Mietminderung zu erreichen.

Wie der KFC weiß, ist eine direkte finanzielle Beteiligung der Stadt an einer Stadionmiete schlicht und einfach rechtswidrig. Unter meiner Verantwortung darf, kann und wird die Stadt keine privatwirtschaftliche GmbH mit Steuergeldern unterstützen. Dass die SWK als städtische Tochter für eine weitere Saison als Trikotsponsor des KFC Uerdingen auftritt, sollte allerdings in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben. Weitere städtische Unternehmen gehören ebenfalls zu den Sponsoren des KFC Uerdingen.

Den Entwurf eines künftigen Mietvertrags für die Grotenburg hat die Stadt Krefeld dem Verein bereits im Oktober 2019 vorgelegt. Einen Monat später erfolgte eine erste Reaktion der Vereinsspitze. Im Dezember 2019 und Januar 2020 haben mehrere Gespräche über einen rechtssicheren Vertrag stattgefunden. Die am 30. Januar 2020 zugesagte `kurzfristige Stellungnahme´ des Vereins zum Vertragsentwurf erfolgte auf Nachfrage erst am 15. Juli 2020. Als Stadt stehen wir in einer Gesamtverantwortung für den Sport in Krefeld. Rund 200 Sportvereine wirken hier, 100 verschiedene Sportarten werden in Vereinen betrieben. Mindestens jeder vierte Krefelder ist Mitglied eines Sportvereins. Angesichts dieser Gesamtsituation ist dem KFC Uerdingen in den vergangenen Jahren sowohl finanziell als auch organisatorisch eine hohe Aufmerksamkeit seitens der Stadt zugekommen. Wenn die Antwort darauf in Schuldzuweisungen und öffentlichen Angriffen besteht, ist das nicht nur unangemessen, sondern belastet die weiteren Gespräche in unnötiger Weise. Um es ganz deutlich zu sagen: Wir lassen uns nicht erpressen.

Die Stadt Krefeld und auch ich persönlich erwarten ab sofort eine faire, verlässliche und jederzeit professionelle Zusammenarbeit. Unter dieser Voraussetzung wird die Stadt Krefeld selbstverständlich weiter konstruktiv mit dem KFC Uerdingen zusammenarbeiten.“